Ein Tag auf dem Wochenmarkt an der Apostelkirche in Eimsbüttel hat das Leben von Hans-Hinrich Kruse, 61, verändert. Vor knapp fünf Jahren wurde der Landwirt aus Rellingen an seinem Verkaufsstand vom ehemaligen Hamburger Rabbiner Dov-Levy Barsilay gefragt, ob er nicht einmal koscheren Käse herstellen wolle. „Der Mann war mir auf Anhieb sympathisch, und ich antwortete: Ja, warum denn nicht?“

Vom Judentum wusste Milchbauer Kruse bis dahin nicht viel, doch die Neugierde packte ihn. Es dauerte nicht lange, bis er den ersten selbst gemachten koscheren Käse in seinen Händen hielt. Wenig später, 2010, erhielt er vom Hamburger Rabbiner Shlomo Bistritzky das Zertifikat für koschere Produkte. „Chalaw Yisrael“ prangt seitdem an etlichen von Kruses Käse- und Milchpackungen, auf Joghurt und Quark.

Für Kruse war die Geschäftsbeziehung doppelt wertvoll. Zum einen gibt es neue Kunden für den seit fünf Generationen bestehenden landwirtschaftlichen Betrieb. Zum anderen, sagt er, habe er durch die Geschäftsbeziehung auch kulturell und menschlich gewonnen. Zwischen ihm und dem Rabbi, der ihn wöchentlich besucht, ist eine Freundschaft entstanden, die über das Geschäftliche längst hinausgeht.

Hans-Hinrich Kruse ist eben ein echter Menschenfreund. An erster Stelle aber stehen bei ihm Ehefrau, Tochter und Sohn. Letzterer will den Hof in die sechste Generation führen.