Insolvenzverwalter Brinkmann hat den Gläubigerausschuss über den Stand der Verkaufsbemühungen informiert. Um die einst für Scandlines gedachten Fähren kümmert sich jetzt ein Schiffsmakler.

Stralsund. In den Prozess um den Verkauf der insolventen P+S-Werft in Stralsund kommt Bewegung. Nach Einschätzung von Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann könnte die Werft bis zum Jahreswechsel 2013/2014 an einen Investor übergehen. „Ich bin nach den Gesprächen mit mehreren Interessenten zuversichtlich, dass wir zu einer Lösung gelangen werden“, sagte Brinkmann am Montag nach der Sitzung des Gläubigerausschusses der Nachrichtenagentur dpa. Erste Kaufangebote seien „von mehr als zwei Interessenten“ bis Mitte September angekündigt worden. Der Verkauf der Werft werde für September oder Oktober angestrebt.

Bislang sind zwei potenzielle Interessenten für die Stralsunder Werft mit einst 1200 Mitarbeitern bekannt. Neben dem Eigner der Nordic-Werften, Witali Jussufow, interessiert sich eine Holding aus Tatarstan für den vor einem Jahr pleitegegangenen Schiffbaubetrieb. „Entscheidend für den Verkauf ist der Kaufpreis – nicht nur für mich, sondern auch für den Gläubigerausschuss“, sagte Brinkmann. Dies ergebe sich allein schon aus der Vermögensbetreuungspflicht.

Bei einem Übergang zum Jahreswechsel wäre auch klar, dass die bis Ende Oktober noch in der Transfergesellschaft verbleibenden etwa 800 P+S-Arbeiter zunächst arbeitslos würden. „Das ist unvermeidbar“, sagte Brinkmann. Die Transfergesellschaft läuft nach einem Jahr am 31. Oktober aus. Auch dämpfte Brinkmann Hoffnungen, dass alle Stralsunder Werftarbeiter wieder eine Anstellung in dem Schiffbaubetrieb finden werden. „Es ist klar, dass gerade in der Anfangsphase nur ein Teil der Mitarbeiter neu eingestellt wird.“

Während die P+S-Werft in Wolgast bereits im Mai 2013 an die Lürssen-Gruppe überging, gestaltete sich der Verkauf des Stralsunder Schwesterbetriebes schwierig. Stralsund kommen nun offensichtlich seine Offshore-Erfahrungen aus der Maersk-Zeit zugute. Die Volkswerft gehörte von 1998 bis 2007 zum dänischen A.P. Moeller-Maersk-Konzern. „Vieles von dem, was man heute braucht, hat die Werft bereits gebaut“, sagte Brinkmann. Neben Stahlkonstruktionen für den Offshore-Windbereich gebe es Interesse an Schiffen und Infrastruktur für die Offshore-Öl-Produktion sowie an Eis brechenden Frachtern. „Offshore ist eines der wenigen Marktsegmente, mit denen Werften in Europa Chancen haben“, sagte Brinkmann.

Auf der Stralsunder Volkswerft wird an diesem Freitag der erste von zwei Transportern für die dänische Reederei DFDS getauft. Zur Taufe wird auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erwartet. Die Fertigstellung der im Mai 2011 auf Kiel gelegten Schiffe mit einem Auftragsvolumen von rund 84 Millionen Euro war nach der P+S-Pleite neuverhandelt worden. Das zweite Schiff soll im Februar 2014 fertig sein.

Für den Verkauf der einst für Scandlines gebauten Fähren hat Insolvenzverwalter Brinkmann einen international tätigen und auf Fährschiffe spezialisierten Schiffsmakler beauftragt. Bemühungen der Insolvenzverwaltung, die beiden Fähren zu verkaufen, hatten bislang nicht zum Erfolg geführt. Die dänische Reederei Scandlines hatte Ende 2012 den Vertrag gekündigt, weil die Fähren schwerer waren als vereinbart und nach Scandlines-Darstellung mit dem höheren Tiefgang Probleme bei der Einfahrt in den Hafen Gedser bekommen hätten.