Acht Todesfälle innerhalb von zehn Tagen beunruhigen die Menschen an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Ein weiterer Vermisster wird seit einer Woche gesucht. Änderung der Badeaufsicht gefordert.

Wismar/Anklam. Eine Serie tödlicher Badeunfälle schockiert und verunsichert derzeit die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern. Am Dienstag ist nach Polizeiangaben ein 83-jähriger Mann beim Baden in der Ostsee bei Boltenhagen (Nordwestmecklenburg) ums Leben gekommen. Todesursache und Unfallhergang sind noch nicht bekannt. Zwei Mitarbeiter der DLRG hatten von ihrem Beobachtungsturm aus den leblos auf dem Wasser treibenden Körper entdeckt. Der Notarzt habe den Mann aus Schwerin nicht reanimieren können.

Damit starben in diesem Sommer mindestens acht Menschen beim Baden, darunter zwei Kinder. Allein in den zehn Tagen seit dem 7. Juli verunglückten sechs Badegäste an der Ostsee. Außerdem kam ein Kajakfahrer auf dem Jasmunder Bodden ums Leben. Ein fünfjähriger Junge starb am Montag in Anklam, weil er vermutlich von einem Boot ins Wasser fiel. Ein Ruderer bei Schwerin wird seit einer Woche vermisst.

Der Landesreferent der DRK-Wasserwacht, Thomas Powasserat, sagte der Nachrichtenagentur dpa, Badetote habe es in den Vorjahren auch gegeben. „Aber es ist ungewöhnlich, dass sich die Badeunfälle so häufen.“ 2012 kamen nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs- Gesellschaft (DLRG) im Land 30 Menschen beim Baden ums Leben. Powasserat zufolge sind die über 65 Jahre alten Badegäste am meisten betroffen. Sie seien im Durchschnitt gesundheitlich stärker belastet als jüngere Menschen und erlitten häufig im Wasser Herz-Kreislauf-Zusammenbrüche.

Der Landestourismusverband hat angesichts der Unfälle beim Baden und beim Wassersport die Aufnahme der Badeaufsicht in das Landesrettungsgesetz gefordert. Derzeit werde die Aufsicht von den Kommunen in Eigenregie und in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Rettungsgesellschaften geregelt, sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Bernd Fischer. Mit einer landesweiten Regelung könnte die Aufsicht auf mehr Badestellen ausgeweitet werden. Zudem stünde die Finanzierung auf festerem Boden und der Einsatz der Rettungskräfte könnte besser koordiniert werden.

Laut Powasserat fordern die Rettungsdienste seit fast 20 Jahren die Novellierung des Landesrettungsgesetzes. Sie wollen unter anderem erreichen, dass die Leistungen der Wasserrettungsdienste von den Krankenkassen bezahlt werden. Bisher begleichen Kommunen das Material für die Erste Hilfe, Sauerstoff- und Beatmungsgeräte selbst. Das sollte von den Krankenkassen übernommen werden. Das könnte ein Anreiz für die Kommunen sein, mehr Strände und Badestellen auch an Binnenseen bewachen zu lassen.

Die Kassen sperrten sich bislang, erläuterte Powasserat. Die AOK Nordost, die für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuständig ist, übernehme die Kosten in Brandenburg, in Mecklenburg- Vorpommern bislang aber nicht. Das solle sich ändern. Dem Landtag in Schwerin soll im Herbst der Entwurf eines neuen Landesrettungsgesetzes vorgelegt werden.

Matthias Gast vom Wasserrettungsdienst des Arbeiter-Samariter- Bundes sagte, es sei nicht einzusehen, dass die Rettungsschwimmer weiterhin nur ehrenamtlich arbeiteten. Sie sollten nach Tarifvertrag bezahlt werden. „Die Bäder haben Einnahmen aus der Kurtaxe und speisen die Rettungsschwimmer mit 20 Euro Aufwandsentschädigung pro Tag ab.“ Die Rettungsdienste hätten zudem kilometerweit Badestrände zu sichern – mit viel zu wenig Technik.