20 Jahre nach den fremdenfeindlichen Übergriffen am “Sonnenblumenhaus“ setzen Rostocker ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit.
Rostock. Mehr als 1.500 Menschen haben sich am Sonnabendmittag vor dem Rostocker Rathaus versammelt, um an die ausländerfeindlichen Ausschreitungen im Stadtteil Lichtenhagen zu erinnern. Vor 20 Jahren hatte es dort schwere Krawalle und Brandschatzungen an einem Asylbewerberheim, dem sogenannten Sonnenblumenhaus, gegeben. Die Ereignisse zählen zu den schlimmsten fremdenfeindlichen Übergriffen in der deutschen Nachkriegszeit.
+++++Rostock-Lichtenhagen: Ein Leben nach der Angst +++++
+++++Warnung vor Verharmlosung+++++
Die Initiatoren vom Bündnis „20 Jahre nach den Pogromen – Das Problem heißt Rassismus“ brachten eine Gedenktafel am Rathaus an. Mit dieser Tafel wird gleichzeitig auch der Millionen Juden, Sinti und Roma gedacht, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Das deutsche Volk habe die historische Verpflichtung, „zu verhindern, dass sich Gewalt und Menschenverachtung je wiederholen“, heißt es auf der Tafel. Schon im Oktober 1992 war am Rathaus eine solche Plakette befestigt, drei Tage später aber wieder entfernt worden. Die Tafel ist umstritten, weil der Text nach Ansicht von Kritikern eine direkte Linie zwischen Auschwitz und Lichtenhagen zieht.
Ein Großaufgebot an Polizei sichert die seit Freitag laufenden Veranstaltungen zum Gedenken an die ausländerfeindlichen Krawalle ab. Für den Nachmittag ist ein Demonstrationszug nach Lichtenhagen geplant, zu dem mehrere tausend Teilnehmer erwartete werden. Auf einer Bühne hinter dem Sonnenblumenhaus wird nach einer Kundgebung ein mehrstündiges Rockkonzert beginnen. Zur zentralen Gedenkveranstaltung am Sonntag wird auch der in Rostock geborene Bundespräsident Joachim Gauck in Lichtenhagen erwartet.
In einem riesigen Plattenbau des Stadtteils waren im Sommer 1992 Asylbewerber untergebracht, wegen Überfüllung campierten viele vor dem Haus. Anwohner reagierten mit Unverständnis auf die Zustände und zeigten zum Teil offen Sympathie für Randalierer, die das Haus belagerten und schließlich Steine und Brandsätze warfen. Die Bilder gingen um die Welt. (dpa)