Verein will Anteil der Migranten nun doch nicht begrenzen und bittet um Verzeihung. Stadt zeigt sich erleichtert nach der Entscheidung.

Norderstedt. Es wird keine Quote für Migranten im Kleingärtnerverein Harksheide am Kringelkrugweg in Norderstedt geben. Der immense Druck der Öffentlichkeit, die bundesweite Empörung und die Drohung der Stadt Norderstedt, den Pachtvertrag für die Parzellen zu kündigen, zeigen Wirkung. In einer Sondersitzung des Vereins am Donnerstagabend haben etwa 60 der 73 Kleingärtner beschlossen: Der Verein wird die in einer früheren Abstimmung von einer Mehrheit der Mitglieder gewünschte Migranten-Quote nicht umsetzen, und die Harksheider Kleingärtner bitten bei allen Migranten für die ausländerfeindliche Idee um Verzeihung.

Die Stadt hat erleichtert auf die Rücknahme der Migrantenquote in einem Kleingartenverein in ihrer Stadt reagiert. „Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist, ein so eindeutiges Votum auf den Weg zu bringen“, sagte Stadtsprecher Hauke Borchardt. Die Kleingärtner hatten ihre im Oktober beschlossene Quote, wonach nur noch 12,6 Prozent der Parzellen an Migranten vermietet werden sollten, am Donnerstagabend in einer Mitgliederversammlung wieder zurückgenommen.

Dennoch befürchtet Borchardt, dass das Image der Stadt gelitten haben könnte: „Das dauert sicher eine Zeit, bis man das wieder los ist“, sagte er. „Ich hoffe, dass man im Kopf behält, dass wir schnell reagiert haben.“ Im kommenden Jahr wolle die Stadt gemeinsam mit ihrer Integrationsbeauftragten und dem Bundesverband in dem Verein über die Probleme diskutieren

+++ Reduziert auf die Herkunft +++

+++ Kleingärtner: Migranten sollen draußen bleiben +++

Gast der Sitzung war auch der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, Norbert Franke. Er sagt: "Ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung. Ich habe erlebt, wie ein Verein, der so ziemlich alles falsch gemacht hat mit dieser Umfrage, nun in hervorragender Weise wieder alles gut gemacht hat." Etliche Mitglieder mit Migrationshintergrund seien bei der Sitzung dabei gewesen. Die Reden seien für sie übersetzt worden. Der Vorstand um den Vorsitzenden Uwe Kühl habe zu Beginn der Sitzung die Vertrauensfrage gestellt. Mit wenigen Gegenstimmen, so Franke, sei der Vorstand bestätigt worden. "Ein Vorsitzender, der so mutig ist, sich zu entschuldigen, und einsieht, dass er Mist gebaut hat, der kann sich jetzt nicht auf die Bank setzen", sagte Franke. Kühl soll anpacken und den Verein neu gestalten.

Norderstedt hatte die Integrationsbeauftragte der Stadt, Heide Kröger, zur Sitzung geschickt. "Der Oberbürgermeister Norderstedts, Hans-Joachim Grote, hat mir signalisiert, dass Frau Kröger und die Stadt dem Verein helfend zur Seite stehen wollen", sagte Franke. Die Drohung der Stadt, den Pachtvertrag für die Anlage zu kündigen, dürfte somit vom Tisch sein.

Das Medieninteresse vor dem Maschendrahtzaun der Anlage war enorm. Mehrere Fernsehteams und weitere Medien stellten die Vereinsmitglieder zur Rede, während der Vereinsvorsitzende Uwe Kühl versuchte, seine Mitglieder von jeglicher Aussage abzubringen. Er hatte die Medien von der Sitzung ausgeschlossen. Trotzdem ließen sich einige nicht den Mund verbieten. "Ich werde in jedem Fall als Beisitzer des Vorstands zurücktreten. Ich war einer der elf Aufrechten, die gegen jede Quote für Migranten waren. Die Umfrage war und ist eine große Dummheit", sagte beispielsweise Alfred Dahl.

Bundesverbandspräsident Norbert Franke will den Verein in einem Jahr erneut besuchen und sich von den positiven Veränderungen überzeugen: "Und auf Bundesebene werden wir jetzt Integrationskurse anbieten." (abm, dpa)