In Schwerin schlagen SPD und CDU eine gemeinsame Strategie von Tierärzten, Verbraucherzentrale, Wirtschaft und Tierschutzbeirat vor.
Schwerin. Die Hähnchenmäster in Mecklenburg-Vorpommern sollen nach dem Willen der Koalition in Schwerin ihren Antibiotika- Einsatz deutlich verringern. SPD und CDU schlagen dazu eine gemeinsame Strategie von Tierärzten, Verbraucherzentrale, Wirtschaft und Tierschutzbeirat vor. Umweltverbände kündigten unterdessen am Montag weitere Proteste gegen die Massentierhaltung an.
+++Starker Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast+++
Die Mäster sollen nach dem Willen der Koalition offenlegen, wie oft ihre Tiere wie viel Antibiotika bekommen. Auch die Gründe sollen angegeben werden. Das soll ermöglichen, Ursachen für häufigen Antibiotika-Einsatz zu erkennen und abzustellen, wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Nieszery am Montag in Schwerin sagte. Zudem soll jeder Betrieb ein Konzept erarbeiten, wie der Einsatz von Antibiotika minimiert werden kann. Der Landtag befasst sich am Mittwoch mit dem Thema.
Im Bundesrat soll die Landesregierung eine Änderung des Arzneimittelgesetzes bewirken, fordert die Koalition. Ziel ist eine umfassende Transparenz über die Medikamentenlieferungen der Pharmabetriebe und Großhändler an die Tierärzte. Den Ländern sollen diese Daten für die Überwachung zugänglich gemacht werden.
Antibiotika dürfen nur eingesetzt werden, um Krankheiten in den Tierbeständen zu bekämpfen. Es soll aber auch Betriebe geben, die die Medikamente als Wachstumsförderer verfüttern. Ein übermäßiger Gebrauch von Antibiotika führt zu Resistenzen auch beim Menschen, weshalb die Behandlung von bakteriellen Erkrankungen schwieriger wird. Nieszery zufolge ist von massenhaften Antibiotika-Gaben auch die Fischzucht in Anlagen, die sogenannte Aquakultur, betroffen.
Mit einer weiteren Protestaktion vor dem Landtag in Schwerin wollen Umweltverbände und Bürgerinitiativen am Mittwoch ihren Widerstand gegen die Massentierhaltung im Nordosten untermauern. Das Land solle die Förderung weiterer industrieller Tierhaltungsanlagen wegen der Gesundheitsgefahren einstellen, forderte Corinna Cwielag von der Umweltschutzorganisation BUND am Montag. „Der Landtag kann per Beschluss sofort die Praxis des drohenden Flächenentzuges für vorrangig ackerbauliche tätige Agrarbetriebe und die Förderung für Investitionen in Hähnchenanlagen beenden“, erklärte sie. Zu den Initiatoren der Protestaktion gehören auch die im Landtag vertretenen Grünen.
Laut Cwielag richtet sich der Protest gegen die Genehmigung von Großanlagen mit bis zu 400 000 Hähnchen, 10 400 Muttersauen, 250 000 Ferkeln oder 13 000 Mastschweinen. Deren Betrieb sei ohne den Einsatz von Antibiotika kaum mehr möglich. Die Gesundheitsgefahren durch antibiotikaresistente Keime würden in den Genehmigungsverfahren heruntergespielt, monierte Cwielag. Sie beklagte zudem, dass mitunter trotz fehlerhafter Antragsunterlagen und unzureichender Bürgerbeteiligung vorzeitig Baugenehmigungen erteilt würden. So sei jüngst in Vorpommern eine Legehennenfarm für 40 000 Hennen genehmigt worden, noch bevor der Gemeinderat von Loiz sein Einvernehmen erklärt habe
(dpa)