Die Arbeitsmarktzahlen haben sich verbessert. Auch im Norden ging es in vielen Regionen bergauf, nur ein Minus in Mecklenburg-Vorpommern.

Hamburg. Die Experten sind positiv überrascht: Sogar im November ist die Zahl der Arbeitslosen im Norden weiter gesunken. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften hält an. Doch mit dem beginnenden Winter im Dezember dürfte die Arbeitslosigkeit wieder steigen.

Die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein ist im November auf den niedrigsten Stand in diesem Monat seit 19 Jahren gesunken. Insgesamt waren 95 149 Frauen und Männer ohne festen Job, 3563 weniger als vor einem Jahr. Die Erwerbslosenquote fiel im Jahresvergleich von 6,9 auf 6,6 Prozent, teilte die Agentur für Arbeit am Mittwoch in Kiel weiter mit. Im Vergleich zum Vormonat sank die Quote um 0,1 Prozent, 676 Frauen und Männer weniger waren arbeitslos gemeldet.

„Dass die Arbeitslosenzahlen im Norden in einem November zurückgehen, ist sehr ungewöhnlich und daher ein überraschendes positives Signal“, sagte Thomas Letixerant von der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Dies sei nach 2006 erst das zweite Mal in 50 Jahren. „Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist in Schleswig-Holstein unverändert hoch“, sagte Letixerant. Seit Januar wurden 58 200 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote gemeldet und damit 5600 mehr als im Vorjahreszeitraum – ein Plus von 10,7 Prozent. In den ersten elf Monaten dieses Jahres wurden im Norden fast 0 000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse geschlossen. Das seien 2,4 Prozent mehr als von Januar bis November 2010 und damit etwas weniger als im Bundesdurchschnitt mit 2,6 Prozent. Dafür seien im nördlichsten Bundesland aber seit 2008 insgesamt 4,1 Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden, im Bundesdurchschnitt dagegen nur 3,5 Prozent. In diesem Drei-Jahres-Vergleich habe Schleswig-Holstein „deutlich die Nase vorn“, sagte Letixerant.

Zusätzliche sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 5600), im Bereich der wirtschaftlichen Dienstleistungen (4200) sowie im Handel (4000). Lediglich bei den Dienstleistungen für private Haushalte (minus 400) und in der öffentlichen Verwaltung (minus 300) gingen Arbeitsplätze im nennenswerten Umfang verloren.

+++Bundesweite Arbeitslosigkeit sinkt im November um 24.000+++

+++Die Zahl der Arbeitslosen sinkt – Hamburg bleibt stabil+++

Insbesondere jüngere Arbeitslose unter 25 konnten von der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Ihre Zahl ging im Vergleich zum Vorjahr um 600 oder 5,9 Prozent zurück. Problematisch bleibe die Situation der älteren Arbeitslosen über 50 Jahre. Im Vergleich zum November 2010 nahm ihre Zahl um 700 oder 2,5 Prozent zu. „Ich gehe davon aus, dass bald auch diese Gruppe stärker profitieren kann. Denn die Notwendigkeit, auch auf ältere Arbeitslose zurückzugreifen, wird angesichts der drohenden Fachkräfteengpässe für alle Personalverantwortlichen steigen“, meinte Letixerant.

Unter den Kreisen hat Stormarn am Hamburger Rand mit 3,7 Prozent weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote, Schleswig-Flensburg mit 7,9 Prozent die höchste. Bei den kreisfreien Städten steht Neumünster mit 10,1 Prozent am besten da und Flensburg mit 11,1 Prozent am schlechtesten.

Seit Inkrafttreten der Hartz-IV-Reform vor sechs Jahren nahm die Zahl der Arbeitslosen im Norden um knapp 53 000 ab – ein Minus von 35 Prozent.

Das Ende der Tourismussaison hat die Arbeitslosenzahl in Mecklenburg-Vorpommern entgegen dem Bundestrend im November steigen lassen. Am Monatsende waren 98 700 Menschen im Nordosten ohne Job, 4600 oder 4,9 Prozent mehr als im Oktober, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Kiel mitteilte. Die Erwerbslosenquote beträgt 11,6 Prozent, der vorletzte Platz im Vergleich der Bundesländer vor Berlin. Bundesweit sank die Arbeitslosenzahl leicht um 24 000, die Quote beträgt 6,4 Prozent.

Trotzdem: Noch nie in einem November seit der Wiedervereinigung war die Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern so gering wie jetzt, betonte Geschäftsführungsmitglied Thomas Letixerant. Ein Grund ist die demografische Entwicklung: Monat für Monat schmilzt die Gruppe der Frauen und Männer im arbeitsfähigen Alter um 1200 im Land. Im Vergleich zu November 2010 sind jetzt 2200 Menschen weniger auf Jobsuche. Schwer haben es aber vor allem über 50-Jährige, eine neue Arbeit zu finden, wie es hieß.

Das Saisonende im Tourismus macht sich besonders an der Küste bemerkbar. Im Landkreis Vorpommern-Rügen stieg die Zahl der Arbeitslosen seit Oktober um 2200 oder 16,3 Prozent. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim, der weniger vom Saisongeschäft lebt, verzeichnete lediglich eine Zunahme von 0,9 Prozent. Ludwigslust- Parchim hat im Vergleich der Landkreise mit 8,3 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote, Vorpommern-Rügen mit 13,6 Prozent die höchste. Für Schwerin meldete die Agentur 11,3 Prozent, für Rostock 12,2 Prozent.

In den zurückliegenden zwölf Monaten sind im Nordosten 4700 zusätzliche Jobs entstanden, wie es weiter hieß. Die anderen neuen Bundesländer entwickeln sich dynamischer: Im ostdeutschen Durchschnitt wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 1,7 Prozent, wie die Regionaldirektion erklärte.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) verwies auf die wachsende Zahl offener Stellen im Land. „Vor allem im Bau, im Verarbeitenden Gewerbe, bei den Dienstleistungen und im Gesundheitsbereich wird weiter eingesellt“, sagte er. Arbeitsministerin Manuela Schwesig (SPD) äußerte sich besorgt über die weiter hohe Zahl Langzeitarbeitsloser, die der Statistik zufolge seit Oktober um 700 auf 28 800 stieg.

Zugleich gehen die Maßnahmen der Arbeitsagenturen für die Betroffenen zurück. Nach Angaben von Letixerant gibt es jetzt 7500 oder 42 Prozent weniger Ein-Euro-Jobs im Nordosten als vor einem Jahr. Zudem seien 3100 Menschen oder 30 Prozent weniger in Qualifizierung. Grund sind Einsparungen im Haushalt der Bundesagentur. Diese sollen weitergehen.

Die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen sinkt weiter. Im November ging die Zahl der Erwerbslosen unter die Marke von einer Viertelmillion zurück, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Hannover mit. Die Arbeitslosenquote fiel auf 6,2 Prozent, vor einem Monat lag sie bei 6,3 und vor einem Jahr noch bei 6,8 Prozent. Mit 248 696 Arbeitslosen wurden ein Prozent weniger als im Vormonat und 8,9 Prozent weniger als vor einem Jahr gezählt.

Beim Beschäftigungswachstum habe Niedersachsen zuletzt bundesweit vorn gelegen, sagte der Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur, Klaus Stietenroth. Die Beschäftigung ist landesweit im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent auf rund 2,6 Millionen Erwerbstätige gewachsen. Ministerpräsident David McAllister (CDU) hob hervor: „An jedem Arbeitstag des vergangenen Jahres sind bei uns 310 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden.“

Die Zahl der neu gemeldeten Arbeitsstellen nahm im Vergleich zum Oktober sogar um 11,5 Prozent auf 17 374 zu. Insgesamt waren in Niedersachsen im November 47 375 offene Stellen gemeldet – rund ein Viertel mehr als vor einem Jahr.

Auch im Land Bremen ging die Arbeitslosigkeit zurück. Die Zahl der Erwerbslosen sank auf 35 659 – das waren ebenfalls ein Prozent weniger als im Vormonat und 3,7 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Die Arbeitslosenquote lag bei elf Prozent nach 11,2 Prozent vor einem Monat und 11,5 Prozent vor einem Jahr.