Rocker sind unter uns als Türsteher, Gewaltserien im Rockermilieu, Prügeleien in Vorpommern - Polizei beobachtet zunehmende Straftaten.

Hamburg. Der Motorradklub „Hells Angels“ ist in Norddeutschland offenbar auf Expansionskurs. Nach einem TV-Bericht der NDR-Dokumentarreihe „45 Min“ gibt es eine Vielzahl von Neugründungen bei Unterstützerklubs der Motorradrocker. So sei die Zahl der „Red Devils“, die Handlangerdienste für die „Hells Angels“ erledigten, stark angestiegen. Ein Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamts bestätigte den Bericht. Es gehe vor allem um Macht- und Gebietsansprüche der vier rivalisierenden großen Rockervereinigungen in Deutschland, sagte der Sprecher. Dabei würden die „Red Devils“ für die „Hells Angels“ in noch unerschlossene Gebiete wie etwa Wolfsburg und Helmstedt eindringen.

Walsrode etwa ist die Stadt der Rocker-Engel. In keine andere deutsche Stadt ist die Rockergruppe so tief in die Stadtstrukturen vorgedrungen. Der Rocker Chef ist nicht nur fest in die Strukturen der Stadt eingebunden, sondern hat auch viele Geschäftspartner: Handwerker, die die Bäder in Bordellen reparieren oder Fahrlehrer, bei denen besonders viele junge Leute für den Motoradführerschein üben. Stadtverwaltung, örtliche Presse sowie Ratsmitglieder sollen sich nach Aussagen des NDR auch völlig unkritisch verhalten.

Und nun nutzt der Rockerclub Hells Angels einen ehemaligen Bundesrichter für ihre Propagandazwecke. Das hat der NDR in der 45-minütigen TV-Dokumentation „Die neue Macht der Rocker“ berichtet. In einem Video der Hells Angels unterstützt demnach der Richter am Bundesgerichtshof a. D. Heinrich Maul die Rocker in ihrer Kritik an der Polizei. Maul, der bis zu seiner Pensionierung 21 Jahre lang Richter am Bundesgerichtshof war, hält die Einschätzung, dass die Hells Angels zur organisierten Kriminalität gehören, offenbar für falsch. Im Interview mit dem Pressesprecher der Hells Angels Deutschland, Triller, sagte er, bezugnehmend auf eine Polizeirazzia in Pforzheim: „Dass man gegen die Organisation in dieser Weise vorgeht, da kann ich eigentlich keinen rechten Grund erkennen.“

Den Aussagen des ehemaligen Bundesrichters haben die Hells Angels in dem im Internet verbreiteten Interview eine unverhohlene Drohung an Beamte in Schleswig- Holstein, Bremen und Pforzheim hinzugefügt: „Was auch immer geschehen wird, wir werden jedenfalls dafür sorgen, dass eure Namen bekannt werden und nie wieder aus dem Internet verschwinden.“ Heinrich Maul räumte den Auftritt ein, wollte sich aber trotz mehrfacher Nachfrage gegenüber dem NDR nicht dazu äußern. (dpa/lno)