Die Demonstration in der Bremer Innenstadt richtete sich gegen den NPD-Aufmarsch von 200 Neonazis. Die Aktion lief überwiegend friedlich ab.

Bremen. Mehrere Tausend Demonstranten haben am Sonnabend in Bremen gegen einen NPD-Aufmarsch protestiert. Bis zu 4.000 Menschen hätten sich dazu in der Innenstadt versammelt, sagte die Polizei. Unter ihnen waren etwa 200 Mitglieder des sogenannten Schwarzen Blocks. Die Taktik der Polizei sei aufgegangen, hieß es in einer ersten Bilanz. Denn ein Zusammentreffen zwischen den Rechtsextremen und den Gegendemonstranten sei verhindert worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte wollten die Lage am Samstag auch nach Ende der Demonstration weiter beobachten.

Das Bündnis "Keinen Meter“ sprach von bis zu 6.000 Protestlern gegen den NPD-Aufmarsch. Eine Frau sei durch Pfefferspray schwer verletzt worden. Die Polizei konnte dies zunächst nicht bestätigen und registrierte auf ihrer Seite vier leicht verletzte Beamte, die ihren Dienst fortsetzen konnten. 23 Gegendemonstranten wurden in Gewahrsam genommen.

Die Polizei war eigenen Angaben zufolge mit einem Großaufgebot von 3.000 Beamten im Einsatz. Bis zum Abend sei es zu "keinen größeren Zwischenfällen“ gekommen. Insgesamt sei die Lage "ruhig“ gewesen. Vereinzelt sei es Demonstranten gelungen, die Absperrungen entlang der NPD-Marschroute zu durchbrechen. Alle hätten zurückgedrängt werden können. Dabei sei es zu Körperverletzungen gekommen, als Gegendemonstranten die Beamten mit Flaschen, Steinen, Böllern und Eiern bewarfen, hieß es. Auch eine Sitzblockade wurde aufgelöst. Ferner wurden Depots mit Holz und Pflastersteinen sichergestellt und abtransportiert.

Im Bereich der Neustadt wurde das Gleisbett der Zugstrecke Oldenburg-Bremen durch Demonstranten blockiert. Dabei wurde auch ein elektrischer Schaltkasten beschädigt, weshalb der Zugverkehr Bremen-Oldenburg nur eingeschränkt möglich war.

Unter den friedlichen Demonstranten waren Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (beide SPD). Auf Plakaten hieß es etwa: "Rigoros keinen Meter den Nazis“ oder "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“. "Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Hetze und Rassismus“, sagte Böhrnsen.

Das Bremer Innenressort hatte mit bis zu 400 gewaltbereiten Störern unter den Protestlern gerechnet. Große Teile der Bremer Neustadt waren abgesperrt. An dem Marsch der NPD beteiligten sich laut Polizei etwa 200 Anhänger. Sie zogen durch die Bremer Neustadt und versammelten sich anschließend zu einer Kundgebung.

Das Bündnis "Keinen Meter“ kritisierte, dass es die Polizei durch ihren Einsatz unmöglich gemacht habe, auf die NPD-Route zu gelangen und den Marsch der Rechtsextremen zu verhindern. Auch seien die Beamten "unverhältnismäßig gegen eingekesselte Demonstrantinnen vorgegangen“ und hätten "rigoros Pfefferspray eingesetzt“. Als Demonstranten wiederum Pfefferspray einsetzten, sei die Polizei mit Schlagstöcken gegen sie vorgegangen.

Die Sprecherin des Bündnisses "Keinen Meter“, Nina Neubauer, hatte den Polizeieinsatz bereits zuvor für übertrieben gehalten. Es habe keine Anzeichen dafür gegeben, "dass es knallt“. Das Bündnis hatte mehrfach betont, für Gewaltfreiheit zu stehen.

Ursprünglich hatte das von fast 100 Organisationen unterstützte Bündnis "Keinen Meter“ geplant, durch eine hohe Präsenz an Gegendemonstranten die Veranstaltung der NPD ganz zu verhindern. Dies war 2006 gelungen, als sich fast 10.000 Menschen einer NPD-Demo in Bremen-Gröpelingen entgegenstellten und so den Aufmarsch stoppten. Dem Bündnis "Keinen Meter“ hatten sich Parteien, Kirchengemeinden, Vereine, Stadtteilgruppen, Betriebsräte und Schülervertretungen und Gewerkschaften angeschlossen.

(dapd)