Die Ministerpräidenten der norddeutschen Bundesländer wollen Energipolitik bei ihrem Treffen am Donnerstag zum zentralen Thema machen.

Schwerin/Boltenhagen. Die Energipolitik soll auch im Norden zum zentralen Thema werden. Nach der Katastrophe in Japan und unter dem Eindruck der aktuellen Diskussion um den Atomausstieg wollen die Ministerpräsidenten der norddeutschen Bundesländer bei ihrem Treffen am Donnerstag in Boltenhagen die Energiepolitik zu einem zentralen Thema machen. Die Länder streben einen gemeinsamen Beschluss an. In dem Papier sollen der Charakter der Atomkraftnutzung als befristete Brückentechnologie untermauert und mehr Tempo beim Umstieg auf erneuerbare Energiequellen gefordert werden, wie es hieß. Für das Treffen in dem westmecklenburgischen Ostseebad haben nach Angaben der Schweriner Staatskanzlei alle fünf Nord-Regierungschefs ihre Teilnahme angekündigt. Jeweils 3 der insgesamt 17 deutschen Atomkraftwerke stehen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Unterweser, Brunsbüttel und Krümmel gehören zu den sieben älteren Atommeilern, die nach der Atomkatastrophe in Japan vorübergehend abgeschaltet werden. Krümmel in Geesthacht bei Hamburg steht schon seit längerem still. Das größte ostdeutsche Atomkraftwerk KKW Nord in Lubmin war bereits unmittelbar nach der Wende aus Sicherheitsgründen abgeschaltet und dann demontiert worden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) macht sich seit langem für eine stärkere Nutzung von Wind, Sonne und Biomasse zur Energiegewinnung stark. Als Konsequenz aus dem schweren Atomunglück im japanischen Fukushima hatte er in der Vorwoche eine radikale Abkehr von alten Energietechnologien und einen deutschlandweiten „Zukunftsenergiepakt“ gefordert. In einem Fünf-Punkte-Plan regte Sellering Forschungsinitiativen und Förderprogramme für Öko-Energien sowie den zügigen Ausbau der Stromnetze an. Der Bau neuer Leitungen, mit denen vor allem Windstrom aus dem Norden zu Großverbrauchern im Süden transportiert werden soll, wird auch Thema der Beratungen in Boltenhagen sein. Die Errichtung weiterer Offshore-Windparks vor den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee wird nach Einschätzung von Fachleuten derzeit vor allem auch durch fehlende Fernleitungen gebremst. Außerdem wollen sich die Spitzenpolitiker aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit den Plänen der Bundesregierung zur Finanzierung der Häfen sowie mit der Zusammenarbeit in der Metropolregion Hamburg befassen. Vor allem Regionen in Westmecklenburg versprechen sich von einer intensiveren Zusammenarbeit wirtschaftliche Vorteile. Das Gewerbegebiet Gallin/Valluhn an der A24 etwa 50 Kilometer östlich Hamburgs profitiert bereits seit Jahren davon. (dpa/mv)