Der Onkel von Sarah Lena S. wirft der Marine Vertuschung vor. Sollte die Staatsanwaltschaft genauso urteilen, kündigte er eine “Offensive“ an.

Halle. Die Angehörigen der auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock“ im vergangenen Jahr verunglückten Sarah Lena S. üben scharfe Kritik an dem Untersuchungsbericht der Marine. "Ich finde den Bericht der Marine grundsätzlich nicht nachvollziehbar“, sagte ihr Onkel Roland S. der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Seine Nichte sei definitiv in die Takelage hochgetrieben worden. "Dieser Unfall hätte vermieden werden können.“

Der Familienangehörige warf der Marine zudem Vertuschung vor. "Die Marine ist ein in sich geschlossener Apparat. Kein Mensch hat etwas anderes erwartet als das, was jetzt an die Öffentlichkeit kommt“, sagte er dem Bericht zufolge. Der Onkel sagte, er erhoffe sich Klarheit von einem Bericht der Kieler Staatsanwaltschaft, der für Ende März angekündigt worden sei. "Sollte die Staatsanwaltschaft auch so urteilen wie die Marine, dann gehen wir in die Offensive“, sagte er demnach weiter.

Die Affäre um die "Gorch Fock“ hatte nach dem tödlichen Sturz der 25-jährigen Offiziersanwärterin Sarah Lena S. aus der Takelage des Segelschulschiffes begonnen. Sie war am 7. November vergangenen Jahres im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia aus 27 Meter Höhe auf Deck gestürzt. Anschließend waren Vorwürfe laut geworden, an Bord würden Kadetten drangsaliert. Daraufhin hatte der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den Kommandanten Norbert Schatz suspendiert und eine Untersuchungskommission auf das Schiff geschickt. Der an den Verteidigungsausschuss übergebene nichtöffentliche Bericht entlastet Schatz.

Am Mittwoch war es indes im Verteidigungsausschuss des Bundestags zu einem Eklat gekommen. Die Sitzung wurde ohne Beratung des Papiers abgebrochen, da sich das Verteidigungsministerium nach Teilnehmerangaben von dem Bericht der Marineleitung distanzierte und keine Einschätzung dazu abgeben wollte. Die Opposition sprach von einem einmaligen Vorgang. Das Ministerium will dem Ausschuss erst nach Abschluss aller Ermittlungen einen Bericht vorlegen. Dies sei frühestens nach der Rückkehr der "Gorch Fock“ in ihren Heimathafen Kiel Anfang Mai möglich.