Im Emsland soll es Erkundungsbohrungen nach Erdgas geben. Dann gibt es eine Entscheidung, ob sich für ExxonMobil eine Gasförderung lohnt.
Lünne. Der US-Ölkonzern ExxonMobil beginnt am kommenden Montag im emsländischen Lünne mit Erkundungsbohrungen nach Erdgas. Die Erkundung solle vier bis sechs Wochen dauern, danach werde entschieden, ob eine Gasförderung lohnend sei, sagte der Verwaltungschef der Samtgemeinde Spelle, Bernhard Hummeldorf (CDU), am Mittwoch. Er bestätigte entsprechende Medienberichte. Die Bevölkerung sei besorgt wegen Berichten über mögliche Pannen bei der Gasförderung mittels „Fracking“, bei dem giftige Chemikalien eingesetzt werden. Die Gemeindeverwaltung nehme diese Sorgen ernst. Ob „Fracking“ auch in Lünne praktiziert werde, stehe aber noch nicht fest. Nach einem NDR-Bericht war Ende 2007 auf einem Erdgasfeld von ExxonMobil in Söhlingen bei Rotenburg/Wümme Erdreich und Grundwasser verunreinigt worden. „Es ist klar, dass man da besorgt ist“, sagte Hummeldorf. „Wenn nur ein bisschen an dem dran ist, was in den Medien berichtet wird, ist das ein Grund für uns, noch genauer hinzuschauen.“ Die Kommune sei allerdings in das Genehmigungsverfahren nicht eingebunden. Bei der Erdgasförderung gelte Bergrecht, das Landesbergamt sei Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde. „Unser Einfluss ist beschränkt, aber wir können klagen wie jeder andere auch“, sagte der Verwaltungschef. Er betonte aber, dass ExxonMobil ein Rechtsanspruch auf Genehmigung habe, sollten alle gesetzlichen Auflagen erfüllt sein. Markus Rolink von der „Interessengemeinschaft Schönes Lünne“ forderte einen Verzicht auf das umstrittene „Fracking“-Verfahren. „Wir halten eine Grundwassergefährdung für möglich“, sagte er.
Sollte „Fracking“ dennoch angewendet werden, müsse es eine Umweltverträglichkeitsprüfung unter Beteiligung der Öffentlichkeit geben. Notwendig seien auch laufende Kontrollen der Emissionen durch unabhängige Institute und die Einrichtung einer unabhängigen Schiedsstelle. Schließlich müsse ExxonMobil auch eine Versicherung für das Vorhaben abschließen. Das sei noch nicht geschehen. Die Grünen im Landtag kündigten unterdessen eine parlamentarische Initiative an, um Widersprüche der Landesregierung zu Exxon-Bohrungen in Niedersachsen aufzuklären. Unterlagen aus dem Jahr 2003 zufolge sei bei mehreren Gasbohrungen in Söhlingen die „Fracking“-Methode angewandt worden, sagte der Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel in einer Mitteilung. Noch im November und Dezember hätten das Wirtschaftsministerium und ExxonMobil aber behauptet, dass es in Deutschland noch nie einen Unfall mit Grundwasserbelastung beim „Fracking“ gegeben habe. (dpa)