Für einen Euro will die Stadt die kontaminierte Fläche am Elbhochufer übernehmen.
Wedel. Für das Gelände des Unternehmens Exxon-Mobil am Wedeler Elbhochufer treffen gleich mehrere Superlative zu: Es ist das größte Sanierungsvorhaben des Mineralölkonzerns in Europa. Es findet dort der umfangreichste Erdbodenaustausch auf einer kontaminierten Fläche seit der Dioxin-Katastrophe von Seveso statt - und es ist die rosigste Perspektive für die Stadt auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung durch neue Unternehmen. In einer gemeinsamen Sondersitzung des haupt- und des Planungsausschusses wurden nun zwei Verträge für die Übernahme und Sanierung der mehr als 1 800 000 Quadratmeter großen Fläche am Elbhochufer gebilligt - die Absegnung durch den Rat am 2. Dezember dürfte damit nur eine Formsache sein.
Kernstück des Geschäftes ist der Erwerb des durch Erdölrückstände belasteten Gebietes durch die Stadt. Wedel wird einen Euro bezahlen und für die weitere Sanierung sogar noch Geld obendrauf bekommen. Über die Höhe der ausgehandelten Summe schweigen sich sowohl alle Beteiligten um Bürgermeister Niels Schmidt und den Planungsausschussvorsitzenden Michael Schernikau (CDU) zwar aus, bislang war jedoch die Summe von rund 15 Millionen Euro im Gespräch. Mit diesem Geld wird Wedel die vor rund zehn Jahren begonnenen "Aufräumarbeiten" weiterführen und in drei bis vier Jahren über ein vermarktungsfähiges Gewerbegelände verfügen.
Die Stadt hat sich über Aussagen von Experten und Behörden abgesichert
"Die Chancen übersteigen das Risiko deutlich", sagte Schmidt. Die Stadt hatte eigene Gutachter bestellt und sich über Aussagen von mehreren Experten und Behörden bis zum Kieler Umweltministerium abgesichert. Schernikau: "Noch nie wurde ein Gelände so intensiv untersucht." Tausende von Bohrungen wurden in den vergangenen Jahren niedergebracht und Proben gezogen, um herauszufinden wo welche Chemikalien - hauptsächlich langkettige Kohlenwasserstoffe - schlummern und wo Boden beseitigt werden muss. Zigtausende von Tonnen wurden bereits abgefahren oder auf dem Areal durch Bakterien und andere Methoden wieder gereinigt. Spundwände sind gesetzt und Drainagen gelegt worden, um ölbelastetes Wasser aufzufangen und zu reinigen.
Schon jetzt haben Unternehmen das Objekt im Blick
Sobald diese Flächenkonversion abgeschlossen sein wird, hat die Stadt ein Gewerbegelände in allerfeinster Lage zur Verfügung. "Eine so große Fläche mit Elbblick und bester Infrastruktur gibt es zwischen Hamburg und Cuxhaven kein zweites Mal", so Schernikau. Der Bürgermeister ergänzte: "Wir werden dann Nachfragen auch großer Unternehmen erfüllen können." Nach Informationen der Pinneberger Zeitung haben bereits jetzt Firmen das Objekt im Fokus, obwohl eine Vermarktung noch gar nicht begonnen hat.
Neben der Landfläche gehört auch ein kleiner Hafen ins Paket, der ursprünglich von Tankern angefahren wurde, später als "Schnalles Hafen" von kleinen Gewerbetreibenden und urigen Schiffsbesitzern genutzt wurde und eventuell wieder wirtschaftliche Bedeutung erlangen kann. Eine Gruppe von Investoren hat schon Pläne vorgelegt, dort eine Auslieferungs-Marina für Segelyachten zu erstellen. Schernikau: "Inwieweit das umgesetzt werden kann, steht noch nicht fest."
Mit größerer Gewissheit ist jedoch anzunehmen, dass Wedel sogar noch ein finanzielles Plus aus der Transaktion einfahren kann. Sowohl Verwaltungschef Schmidt als auch Lokalpolitiker Schernikau versuchten die Bäume der Erwartungen nicht in den Himmel wachsen zu lassen, doch bei einem zu erwartenden Quadratmeterpreis von rund 80 Euro könnte die Stadt konservativ geschätzt beim Verkauf rund acht Millionen Euro erwirtschaften.