Rund 300 Menschen haben in der Kirche ihres Heimatdorfes der getöteten Melanie gedacht. Die Schuldfähigkeit des Täters soll ein Gutachten klären.

Dungelbeck. 300 Menschen drängen sich in der evangelisch-lutherischen Dorfkirche in Dungelbeck. Sie alle wollen ihrer Trauer über den gewaltsamen Tod der 23-jährigen Melanie Ausdruck geben. Auch die Familie und der Freund der jungen Frau sind gekommen.

Pastor Stefan Leonhardt hatte zu dem Gottesdienst eingeladen. „Ich habe nicht den Anspruch zu trösten, das kann auch ich nicht“, sagte der Geistliche. Aber er wolle der Ohnmacht, der Sprachlosigkeit und der Trauer Raum und Ausdruck geben. Der Mord an Melanie hat viele erschüttert. Melanie war mit ihren Eltern und ihrem Bruder vor einigen Jahren nach Dungelbeck im Kreis Peine gezogen. Die Familie wohnt dort zur Miete in einem Einfamilienhaus am Waldrand, in dörflicher Idylle. Vor einer Woche veränderte sich ihr Leben jedoch dramatisch: Ein 27-Jähriger tötete die junge Frau mit mehreren Messerstichen.

Melanie hatte den Mann aus dem Kreis Peine im Internet kennengelernt. In der virtuellen Welt hatte die Floristin eine Freundin gesucht, der 27-Jährige gab sich als Frau aus. Beim ersten Treffen in der realen Welt entpuppte er sich als Mann, als ihr mutmaßlicher Mörder. „Wie kann jemand das fertig bringen, mit Hilfe des Internets eine junge Frau in so eine Falle zu locken? Ihre Offenheit auszunutzen, ihr Vertrauen in andere Menschen. Wie kann einer so viel Grausamkeit verüben?“, fragte Pastor Leonhardt stellvertretend für viele in seiner Ansprache. „Fragen über Fragen. Und keine Antwort, die wirklich trägt.“

Der Mann hat die Tat mittlerweile gestanden. Nun soll seine Schuldfähigkeit geprüft werden. „Wir haben einen psychiatrischen Gutachter beauftragt“, sagte Bernd Seemann von der Staatsanwaltschaft Hildesheim. Die eher schlichte Kirche ist voll besetzt, nicht alle Gottesdienstbesucher bekommen einen Sitzplatz. Viele von ihnen kannten Melanie nicht persönlich, sind auch keine regelmäßigen Kirchgänger. Doch am Dienstag kamen sie trotzdem.

„Man denkt immer, so was passiert nur woanders“, sagt die 16-jährige Sarah aus einem Nachbarort. Auch sie kannte Melanie nicht. Das schreckliche Schicksal der jungen Floristin sei jedoch unter ihren Freunden Hauptthema und verbreite Angst. Bärbel Schrader kannte Melanie vom Sehen, die ältere Frau ist erschüttert. „Es ist so furchtbar“, findet sie. Ein Mann sagt: „Wir verstehen das nicht. Auch wenn wir Melanie nicht kannten, wir wollen Solidarität zeigen.“ Viele der Besucher gehen nach vorn, um eine Kerze für Melanie anzuzünden oder Blumen niederzulegen. Auf dem Altar steht ein Foto der blonden jungen Frau. Am Freitag ist die Beerdigung.