Auch wenn sich Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig und SPD-Landeschef Ralf Stegner betont höflich geben - kleine Spitzen bleiben nicht aus.

Kiel. Machtkampf in der schleswig-holsteinischen SPD um die Spitzenkandidatur für die vorgezogene Landtagswahl. Nach dem Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig hat am Sonnabend auch Partei- und Fraktionschef Ralf Stegner seinen Anspruch darauf angemeldet. „Ich glaube, es ist gut, wenn unsere Genossen und Genossinnen eine Auswahl haben“, sagte Stegner bei einem Landesparteitag in Kiel. Daher werde er erneut kandidieren, kündigte er unter dem Beifall der rund 200 Delegierten an.

Ende Oktober endet die Bewerbungsfrist. Danach müssen sich Stegner, Albig und mögliche weitere Bewerber den 15 Kreisverbänden vorstellen. Wer dann Spitzenkandidat wird, sollen im Februar alle SPD-Mitglieder entscheiden. Nach einem Urteil des Landesverfassungsgerichts muss es spätestens Ende September 2012 Neuwahlen im Norden geben.

+++ Porträt: Ralf Stegner – forsch und durchsetzungsstark +++

+++ Porträt: Torsten Albig – ruhig und analytisch +++

„Das wird ein spannendes Experiment für uns“, sagte Stegner zu dem Mitgliederentscheid um die Spitzenkandidatur, der für die SPD in Schleswig-Holstein neu ist. Er sei aber sicher, dass Albig und er das Ergebnis akzeptieren werden – und der Unterlegene den Gewinner dann gegen die CDU unterstützt.

Stegner betonte: „Torsten und ich sind weder Gegner noch Feinde.“Albig wiederum, der die Generaldebatte für eine kurze Vorstellung nutzte, versprach, es werde nicht zu einem unfairen innerparteilichen Wahlkampf zwischen ihnen kommen. Wer damit rechne, dass er und Stegner sich bekämpften und zerfleischten, dem rufe er zu: „Nichts davon werden wir tun!“ Er forderte die Delegierten auf, gemeinsam für einen Wahlsieg zu kämpfen. Doch auch wenn sich beide betont höflich zeigten: Kleine Spitzen blieben nicht aus.

Albig sagte kürzlich dem Radiosender NDR Info, er halte sich für beliebter als Stegner. Mit Stegner als Spitzenkandidat hatte die SPD bei der Landtagswahl 2009 mit 25,4 Prozent das schlechteste Ergebnis im Norden seit Gründung der Bundesrepublik erzielt. Viele kreideten Stegner das Ergebnis an. Dieser verteidigte sich am Sonnabend erneut, es habe nicht an ihm gelegen, die herbe Schlappe sei im Bundestrend gewesen. Dennoch habe er sich der innerparteilichen Diskussion gestellt. „Ich habe viel gelernt im letzten Jahr, und ich habe an mir gearbeitet“, warb er für sich. Albig wiederum ist außerhalb der Landeshauptstadt Kiel noch nicht sehr bekannt.

Wer das Rennen innerhalb der SPD machen wird, gilt unter Beobachtern als offen. Auch wer für die CDU antritt, ist bisher nicht bekannt. Am kommenden Sonnabend auf dem CDU-Landesparteitag in Neumünster soll Fraktionschef Christian von Boetticher zum Nachfolger von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen als Parteichef gewählt werden. Ob er auch als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf ziehen soll, darüber herrscht in der Union bisher Stillschweigen.