Der Teppich ist mit 377.000 Quadratkilometern Fläche etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Es ist der größte seit Jahren.

Stralsund. Durch Sommerhitze und Überdüngung hat sich auf der Ostsee ein riesiger Algenteppich gebildet. Rund 377.000 Quadratkilometer der Wasseroberfläche sind derzeit von einer Schicht aus Blaualgen bedeckt, wie Jochen Lamp, Leiter des Ostseebüros der Umweltorganisation WWF, sagte. Der Algenfilm erstreckt sich den Angaben zufolge über 1600 Kilometer in der Länge und 190 Kilometer in der Breite. Er zieht sich von Finnland bis in die Pommersche Bucht und nordwestlich von Rügen hin. In den deutschen Küstengewässern sind besonders das Oderhaff und der Strelasund betroffen.

Nach Ansicht des WWF tragen die Algenblüten wie in diesem Jahr zur Verschärfung der Sauerstoffprobleme der Ostsee bei. „Hohe Temperaturen, wenig Wind und ein überdüngtes Meer – das sind perfekte Bedingungen für Algenwuchs“, betonte Lamp. Algenblüte sei ein natürliches Phänomen. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts in der Ostsee vermehrten sie sich jedoch explosionsartig. „Riesige Algenteppiche schaden in erster Linie der Meeresumwelt, Pflanzen sterben ab, und regelrechte Todeszonen ohne Sauerstoff bilden sich am Meeresgrund weiter aus“, sagte Lamp. Beim Absterben der Algen wird besonders viel Sauerstoff verbraucht und giftiger Schwefelwasserstoff gebildet, der allen Organismen am Ostseegrund schadet.

Einen Grund für das Massenwachstum der Blaualgen sieht der WWF in den Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft. Über Flüsse gelangen große Mengen Stickstoff und Phosphor aus Düngemitteln ins Meer, die bei günstigen Wetterbedingungen die Algenblüte vorantreiben. Es sei unverantwortlich, wenn die Ostseeanrainer einerseits ehrgeizige Ziele zum Stopp des Nährstoffeintrags beschlössen und dieselben Staaten die Überdüngung anheizten. In Schweden sei beispielsweise die Düngemittelsteuer abgeschafft worden, kritisierte der WWF. In Mecklenburg-Vorpommern wurde das Landeswassergesetz so geändert, dass statt bisher bis auf sieben Meter jetzt bis auf einen Meter an Gräben und Bäche heran gedüngt und gespritzt werden darf.

Zum Schutz der belasteten Ostsee fordert der WWF strengere Maßstäbe für die Landwirtschaftseinträge, einen ostseeweiten Bann von Phosphaten in Waschmitteln und die konsequente Abwassereinigung von Kreuzfahrt- und Fährschiffen in der Ostsee. Die Abwässer müssten zudem während der Liegezeit in den Häfen entsorgt werden. Schätzungsweise 340 Tonnen Stickstoff und 112 Tonnen Phosphor gelangen jedes Jahr aus Abwässern der Passagierschifffahrt direkt ins Wasser der Ostsee. Die Blaualgen, die dadurch entstehen, können bei Kontakt Übelkeit und allergische Reaktionen hervorrufen.

Unterdessen hat das Kieler Umweltministerium erklärt, der Blaualgen-Teppich in der südöstlichen Ostsee stelle bislang keine Gefahr für die Küstengewässer Schleswig-Holsteins dar.Das wäre nur bei anhaltendem Ostwind der Fall, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch. Der Deutsche Wetterdienst sagt aber für die nächsten Tage von Süd auf West, später auf Nord drehende Winde vorher.

Der Blaualgen-Teppich in der südöstlichen Ostsee stellt nach Angaben des Kieler Umweltministeriums bislang keine Gefahr für die Küstengewässer Schleswig-Holsteins dar. Das wäre nur bei anhaltendem Ostwind der Fall, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch. Der Deutsche Wetterdienst sagt für die nächsten Tage von Süd auf West, später auf Nord drehende Winde vorher. Die Umweltorganisation WWF hat auf der Ostsee zwischen Finnland und Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) einen Blaualgenteppich von der Größe der Bundesrepublik ausgemacht. Das sei der größte Algenteppich seit 2005, sagte ein WWF-Sprecher.