Der Angeklagte soll den unbeteiligten Tänzer bei einer Auseinandersetzung zwischen Rechtsextremen und Nazigegnern verletzt haben.
Kiel. Wegen eines gezielten Faustschlags gegen einen Kieler Balletttänzer hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag zwei Jahre und acht Monate Haft für einen mutmaßlichen Neonazi gefordert. Vor dem Kieler Amtsgericht sagte der Staatsanwalt, der 26-jährige Angeklagte habe mit dem völlig unerwarteten Schlag die Existenz des Opfers zerstört. Der 29-jährige Tänzer erlitt Schädelfrakturen, ist seither auf einem Ohr taub und kann seinen Beruf nie wieder ausüben. Er war mit zwei Berufskollegen unbeteiligt in die Nähe heftiger Auseinandersetzungen zwischen rechter und linker Szene geraten. Nach der überraschenden Attacke direkt vor den Augen der Polizei ließ sich der Angeklagte grinsend festnehmen, so ein Zeuge. Sein Verteidiger bezeichnete ihn als einer der vier führenden Neonazis Kiels. Er will sich aber von der Szene gelöst haben. Das Urteil wird noch am Dienstag erwartet.
Zu Beginn des Prozesses, für den strengste Sicherheitsvorkehrungen verfügt wurden, sagte das Opfer "Ich war sehr aufgeregt, aber ich bin auch erleichtert, den Täter endlich zu sehen. Ich erhoffe mir eine gerechte Strafe. Wieder gut zu machen ist das, was ich erlitten habe, nicht."
Andreas Meyer, Rechtsanwalt des verletzten Balletttänzers, fügte hinzu: "Ich hoffe, dass das Gericht auf Grund des anlasslosen und rohen Aktes der Gewalt gegen einen friedlichen Mitbürger zu einer angemessenen Strafe findet, die auch ein Zeichen gegen rechtsextreme sinnlose Gewalt setzt."