Der Angeklagte soll den unbeteiligten Tänzer bei einer Auseinandersetzung zwischen Rechtsextremen und Nazigegnern verletzt haben.

Kiel. Unter großem Zuschauer- und Medieninteresse hat am Dienstag vor dem Kieler Amtsgericht der Prozess gegen einen 26-jährigen mutmaßlichen Neonazi wegen einer schweren Faust-Attacke auf einen Balletttänzer begonnen. Der Angeklagte soll den völlig unbeteiligten Mann bei einer Auseinandersetzung zwischen Rechtsextremen und Nazigegnern berufsunfähig geschlagen haben. Das Opfer ist seither auf einem Ohr taub, verlor den Gleichgewichtssinn und kann seinen Beruf am Kieler Theater nicht mehr ausüben. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Danach hat der 26-Jährige dem Tänzer unvermittelt von hinten mit der Faust so stark auf den Kopf geschlagen, dass er Schädelbrüche erlitt. Für das Verfahren wurden strengste Sicherheitsvorkehrungen verfügt. Polizisten sicherten das Gerichtsgebäude und den Saal.

Bernd Triphahn, Pressesprecher der Polizeidirektion Kiel: "Das zuständige dritte Polizeirevier ist hier vor Ort und wird unterstützt durch Beamte der ersten Einsatzhundertschaft Eutin. Es hat im vergangenen Jahr häufiger gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen linkem und rechtem Spektrum gegeben, in dessen Verlauf es auch zu der schweren Verletzung des unbeteiligten Opfers gekommen ist. Am vergangenen Freitag, 2. Juli, hat es in Kiel eine Demonstration gegen rechte Gewalt und Rassismus gegeben. Im Verlauf dieser Demo wurde auch der heutige Verhandlungstag thematisiert und zu zahlreichem Erscheinen aufgerufen. Um etwaiges Aufeinandertreffen Linker und Rechter am heutigen Tage zu verhindern, haben wir entsprechend Personal aufgestellt."

Zu Beginn des Prozesses sagte das Opfer "Ich war sehr aufgeregt, aber ich bin auch erleichtert, den Täter endlich zu sehen. Ich erhoffe mir eine gerechte Strafe. Wieder gut zu machen ist das, was ich erlitten habe, nicht."

Andreas Meyer, Rechtsanwalt des verletzten Balletttänzers, fügte hinzu: "Ich hoffe, dass das Gericht auf Grund des anlasslosen und rohen Aktes der Gewalt gegen einen friedlichen Mitbürger zu einer angemessenen Strafe findet, die auch ein Zeichen gegen rechtsextreme sinnlose Gewalt setzt."