Region an der Elbe ist Magnet für Tagesausflügler und Urlauber - auch nach Verlust historischer Gasthäuser wie des Herbstprinzen.
Jork. Mit dem Ärger der Obstbauern über die bevorstehende Elbvertiefung und dem bislang ungeklärten Großfeuer, das das Traditionsrestaurant Herbstprinz in Jork vernichtet hat, ist das Alte Land in den vergangenen Tagen mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Doch die drei sogenannten Altländer Meilen zwischen den Flüssen Schwinge, Lühe, Este und Süderelbe haben einen ganz besonderen Charme voller landschaftlicher Schönheit, der zunehmend Kurzurlauber und Ausflügler anlockt. Zwischen den Hansestädten Hamburg und Stade gibt es entlang der Elbe einzigartige Sehenswürdigkeiten, Kirchen mit historischen Orgeln, eine verlockende Gastronomie mit Altländer Spezialitäten sowie eine unverkennbare pittoreske Architektur und Natur.
"Dass der Landkreis Stade als Urlaubsregion und für Ausflügler aus dem Großraum Hamburg immer beliebter wird, zeigt sich an den steigenden Übernachtungszahlen im Alten Land am Elbstrom und den umliegenden Regionen auf der Geest, in Kehdingen sowie in Stade und Buxtehude", sagt Bianka Zydek, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Landkreis Stade.
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Ganz aktuell belegen Zahlen des Jahres 2011 vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) diesen Trend. Dass sie den Rekord von 2010 noch toppen, wundert Rolf Lühmann, den Vorsitzenden des Tourismusvereins Altes Land, nicht. "Es spricht sich herum, was wir an Schönem zu bieten haben", sagt der Altländer voller Stolz. Dennoch macht er keinen Hehl daraus, dass der durch ein Großfeuer bis auf die Grundmauern niedergebrannte Herbstprinz ein unersetzbarer Verlust für das Jorker Ortsbild ist. Auch der im vergangenen Sommer ebenfalls abgebrannte Altländer Hof in Jork, der derselben Eigentümerin gehörte, sowie der geschlossene Estehof in Estebrügge schmälern das Angebot traditioneller Altländer Gastronomie.
Dennoch schaut Rolf Lühmann optimistisch in die bevorstehende Saison. Die Terminbücher der Quartieranbieter und Gastronomiebetriebe seien bereits gut gefüllt, so Lühmann. "Offenbar nutzen zunehmend mehr Gäste unseren Online-Service unter www.mein-altes-land.de ", sagt der Vorsitzende des Tourismusvereins.
"Dass die größten Zuwächse in den Monaten April, Mai und Juni 2011 erkennbar sind, lässt den Rückschluss zu, dass besonders ins Alte Land mehr Saisongäste kommen", sagt Zydek. Mit fast 57 000 Übernachtungen im Landkreis sei der Mai 2011 der stärkste Monat gewesen. Allerdings könne anhand der Statistiken nicht im Detail belegt werden, wie viele Gäste das Alte Land alljährlich besuchen, da das Alte Land nicht extra aus den Zahlen für den Landkreis Stade herausgerechnet werde. Zudem lasse sich kaum prüfen, wie viele Tagesgäste von Stade oder Hamburg einen kurzen Abstecher ins Alte Land machen, so Bianka Zydek.
Fest steht, dass sich gleich hinter den Toren Hamburgs ein Urlaubsgefühl einstellt, wenn man auf dem Deich stromabwärts wandert oder eine Radtour macht. Frischer Wind von der Elbe, große Pötte und kleine Besonderheiten am Wegrand und Elbufer sorgen für Abwechslung:
Die Mühle Aurora in Jork-Borstel ist ebenso ideal für eine Rast, wie das Möwennest auf dem Deich mit Blick auf den Yachthafen Neuenschleuse. Mit etwas Glück bekommt man einen Platz beim Elbfischer Lothar Buckow, der in seiner Kate in Jork den fangfrischesten Fisch der Region anbietet. In Neuenfelde sind die St.-Pankratius-Pfarrkirche oder der Hof des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger erste Sehenswürdigkeiten entlang des Obstmarschenweges.
Altländer Prunkpforten, historische Obsthöfe wie der Harmshof in Jork-Königreich, das stattliche Rathaus oder das Altländer Museum in Jork sind ebenfalls lohnende Ziele, um einen Eindruck vom Alten Land zu bekommen, auch wenn die Blütezeit wegen der kalten Temperaturen noch nicht richtig begonnen hat.
+++ Herbstprinz - der Krimi im Alten Land +++
Überall entlang des Obstmarschenweges laden kleine Cafés, gastliche Hotels, Obsthof-Cafés und urige Imbiss-Anbieter zum Verweilen. Im historischen Ortskern von Jork ist rund um das Rathaus die Auswahl besonders groß.
Wer es richtig maritim mag, bekommt beim Wellenreiter am Lühe-Anleger in Grünendeich oder in der Kaffee-Klappe in Twielenfleth die großen Schiffe ganz nah zu sehen. Für Familien mit Kindern gibt es dort auch einen großen Platz zum Spielen, Grillen und Entspannen.
Lässt man am Lühe-Anleger sein Auto stehen, bietet sich eine Entdeckungstour per Fahrrad oder Inlinescater an. Entlang der geschwungenen Lühe gibt es romantische Wanderwege und idyllische Gaststätten. In Steinkirchen lohnt es sich, rund um den Alten Markt einzukehren. Bei "Adelheid. Gut Ding und Weile" gibt es Eis und Kuchen. Von hier kann man gestärkt zur Besichtigung der St.-Martini-et-Nicolai-Kirche zu Steinkirchen, zur Hogendiekbrück über die Lühe, oder zur St.-Marien-Kirche in Grünendeich mit der interessanten Gloger-Orgel aufbrechen und damit einen Rundkurs wieder am Lühe-Anleger abschließen.
Über den Lühe-Anleger in das Alte Land zu starten bietet sich für Hamburger Ausflügler mit der neuen Lühe-Schulau-Fähre als schöne Alternative über die Elbe an. Wer in Wedel mit seinem Fahrrad an Bord geht, ist etwa eine halbe Stunde später im Herzen des Obstanbaugebietes im Landkreis Stade und kann dort zur Radtour in drei Richtungen starten. Auch der Elbe-Radwanderbus verkehrt seit Karfreitag wieder quer durch den Landkreis Stade.
Entlang des Obstmarschenweges in Richtung Stade oder direkt entlang dem Elbdeich kommt man nach Hollern-Twielenfleth. Direkt vom alten und neuem Leuchtturm hat man den Blick auf Europas höchste Strommasten, unweit davon den Strand von Bassenfleth und wunderschön hergerichtete Altländer Obsthöfe mit den klassischen Hallenhäusern, Reetdach und Motivfachwerk. Wer vom behaglichen Restaurant-Fensterplatz den Schiffsverkehr auf der Elbe beobachten und gut essen möchte, hat im Fährhaus Twielenfleth einen idealen Platz.