Mehr als 170 Geburten – so viele Kegelrobben wie in diesem Winter kamen im Wattenmeer vor Schleswig-Holstein schon lange nicht mehr zur Welt.

Tönning/Friedrichskoog. Neuer Baby-Rekord bei den Kegelrobben: In diesem Winter haben in der Nordsee vor Schleswig-Holstein rund 170 der kulleräugigen Tiere das Licht der Welt erblickt. Im vergangenen Jahr war es nach Angaben des Wattenmeersekretariats nur 131 gewesen.

+++ Seehundstation päppelt Robbenbabys wieder auf +++

Mittlerweile gibt es im Wattenmeer wieder vier Kolonien mit mehr als 3300 Tieren, die dort ihre Jungen gebären und großziehen: eine nahe der westfriesischen Insel Terschelling (Niederlande), zwei auf Sandbänken nahe Juist und nahe Amrum sowie auf der Düne vor Helgoland, wie Silvia Gaus von der Naturschutzgesellschaft „Schutzstation Wattenmeer“ sagte. Nach Angaben des Nationalparkamts Tönning wurden in der Helgoländer Kolonie in diesem Winter 136 Kegelrobbenbabys geboren. Dazu kämen schätzungsweise noch 35 Tiere von der Kolonie auf Amrum, sagte Thomas Borchardt vom Nationalparkamt. Fünf dieser Robbenbabys sind mittlerweile nach Dithmarschen umgesiedelt worden. Sie werden in der Seehundstation Friedrichskoog medizinisch betreut und aufgepäppelt.

Kegelrobben kommen immer in den Wintermonaten Ende November bis Ende Januar zur Welt. In den ersten Lebenswochen schützt ein extrem dichtes, weißes Fell den Nachwuchs vor Kälte und Wind. Es ist jedoch nicht wasserdicht, so dass die kleine Robbe sich vor ihrem ersten Ausflug ins Meer erst eine isolierende Speckschicht anfuttern muss. Das schafft sie durch die äußerst fetthaltige Muttermilch in nur drei bis vier Wochen. Ihr Geburtsgewicht von 10 bis 14 Kilogramm hat sich dann auf rund 50 Kilo erhöht, wie die Leiterin der Seehundstation, Tanja Rosenberger, erklärte. Kegelrobben sind perfekt an das Leben im Wasser angepasst. „Weil ihr Körper schön glatt und stromlinienförmig ist, erreichen Kegelrobben bis zu 35 Stundenkilometer unter Wasser“, sagte Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). „So flott können sie glatt bis in Tiefen von 150 Metern vorstoßen, wo sie sich auch schon mal einen größeren Tintenfisch schnappen.“ Dabei können sie bis zu 20 Minuten lang unten bleiben, ohne ein einziges Mal Luft zu holen.

Da es in diesen Wassertiefen stockfinster ist, setzen die Kegelrobben bei der Jagd ihre Barthaare als „Antennen“ ein. Sie spüren mit ihnen die kleinsten Wasserbewegungen und können zappelnde Beutetiere ganz genau orten. „Bis zu zehn Kilogramm Fisch braucht eine erwachsene Kegelrobbe jeden Tag, um satt zu werden“, sagte Rösner.

(abendblatt.de/dpa)