60.000 Euro hat das Land bisher der Bahn im Jahr dafür gezahlt, dass Berufspendler mit dem Jobticket kostenlos ihr Rad mitnehmen konnten.

Rostock. Bahnpendler mit Jobticket können nach Informationen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) seit Anfang des Jahres nicht mehr kostenlos ihr Fahrrad mitnehmen. Sie müssten dafür stattdessen fünf Euro pro Tag zahlen, was sich im Jahr auf mehr als 1000 Euro summiere, sagte ADFC-Landeschef Thomas Möller am Mittwoch in Rostock. Laut Verband konnten bislang Inhaber eines sogenannten Jobtickets kostenlos ihr Fahrrad in Regionalzügen mitnehmen.

Bahnsprecher Burkhard Ahlert sagte der dpa, bisher habe die landeseigene Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern an die DB Regio Ausgleichszahlungen für die Fahrradmitnahme bei Jobtickets geleistet. Sie habe den Vertrag zum Jahresanfang jedoch gekündigt. Die DB Regio könne diese günstigen Konditionen nicht fortsetzen.

Die Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (VMV) in Schwerin bestätigte die Kündigung des Vertrags. Das Land habe der Bahn jährlich eine Pauschale von 60 000 Euro für die Fahrradmitnahme bei Jahres-Abos gezahlt, sagte Abteilungsleiter Carsten Werfel. Die jüngste Fahrgästebefragung habe ergeben, dass im Schnitt 20 bis 40 Leute regelmäßig das Rad mitnähmen. Da gehe die Schere zwischen dem Zuschuss und der tatsächlichen Nutzung weit auseinander. Pro Nutzer wurden im Durchschnitt 2000 Euro an Steuergeld jährlich aufgewendet.

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Der ADFC habe zwar Verständnis dafür, dass in Zeiten knapper Kassen Steuermittel sorgsam ausgegeben werden müssten. „Aber statt das mit Steuermitteln geförderte, verkehrspolitisch und umweltpolitisch sinnvolle Projekt mit Hinweis auf zu geringe Inanspruchnahme einzustampfen, hätte man Alternativen überdenken müssen“, betonte Möller. Eine finanzielle Beteiligung der Pendler sei immer noch sinnvoller, als das Projekt ganz zu begraben.

Nach Ansicht des verkehrspolitischen Sprechers der Grünen im Landtag, Johann-Georg Jaeger, haben Pendler selten die Möglichkeit ihr Fahrrad sicher abzustellen und seien aus diesem Grund auf die Mitnahme angewiesen. Zudem brauchten sie das Rad oft auch am Zielort. „Aus Sicht unserer Fraktion ist es erforderlich, die Fahrradmitnahme im öffentlichen Personennahverkehr wesentlich zu erleichtern. Wir sind davon überzeugt, dass hier ein großes Potenzial an neuen Kunden zu erschließen ist“, erklärte er.

(dpa/abendblatt.de)