In den kommenden vier Tagen wollen 266 Kirchenvertreter bei der verfassunggebenden Synode die Weichen für die Einführung stellen.

Rostock. „Wir haben Großes vor! Wir wollen mit Gottes Hilfe eine neue Kirche schaffen.“ Zum Auftakt der verfassungsgebenden Synode für die künftige Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland - kurz Nordkirche - hat der Bischof der nordelbischen Kirche, Gerhard Ulrich, in seiner Rede die Dimension der bevorstehenden Entscheidung deutlich gemacht.

Aus der Fusion von zwei Ostkirchen in Mecklenburg-Vorpommern und einer von Schleswig-Holstein und Hamburg soll für 2,3 Millionen evangelische Gläubige eine neue geistliche Heimat entstehen. Die Nordkirche wird dann die fünftgröße evangelische Landeskirche in Deutschland sein. Bischofssitz wird Schwerin, Standort des gemeinsamen Landeskirchenamtes wird Kiel.

„Dieses Gefüge atmet auch den Geist der Freiheit, der unbedingt nötig ist, wenn drei stolze Landeskirchen, die bisher selbständig waren, sich zusammentun“, sagte Ulrich. Die 13 Kirchenkreise würden eher dezentral und mit einer großen Autonomie das Leben der Kirche in den Gemeinden fördern. Die Nordkirche wird die fünftgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland sein.

Die entscheidende Abstimmung der 266 Mitglieder der drei Landessynoden geht am Samstag über die Bühne. Die Synodalen müssen der Vereinigung mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen. Für Pfingsten ist ein großes Vereinigungsfest im und am Ratzeburger Dom geplant.

Auch wenn es noch vereinzelte Vorbehalte gibt, geht die Kirchenleitung davon aus, dass die nötigen Zwei-Drittel-Mehrheiten in den einzelnen Synoden und in der Gesamtheit aller 266 Synodalen erreicht wird. Kritiker befürchten beispielsweise, dass in der neuen Struktur die langen gewachsenen engen Kontakte zwischen den hauptamtlichen Mitgliedern in den Kirchenkreisen und den Gläubigen verloren gehen kann. Auch wird ein massives Übergewicht in den Gremien auf Seiten von Schleswig-Holstein und Hamburg befürchtet.

+++ Synode stimmt über neue Nordkirche ab +++

+++ Weg geebnet: Verfassungspaket geschnürt +++

Zunächst stehen in Rostock Beratungen über die Verfassung, das Einführungsgesetz sowie mehrere notwendige Begleitgesetze an. Auch der Haushalt der neuen Kirche für das zweite Halbjahr steht auf der Tagesordnung. Die Nordkirche wird über einen jährlichen Gesamtetat von rund 420 Millionen Euro verfügen. Die neue Kirche werde in einer finanziell günstigen Situation ohne Schulden und mit soliden Rücklagen gegründet, betonte Ulrich.

Geplant ist ferner, in den kommenden Jahren 15 Prozent der Arbeitsplätze in Leitung und Verwaltung – das wäre jede siebte Stelle - einzusparen. Ein Sprecher versicherte, dass diese Einsparungen ohne Kündigungen vonstatten gehen sollen. „Der größte Brocken ist das Landeskirchenamt der Nordkirche einschließlich der Kirchenarchive mit rund 223 Stellen, die auf 188 zurückgeführt werden. Dies sind knapp 35 Stellen“, sagte der Sprecher.

In einer kurzfristig einberufenen Sondersynode der Pommerschen Evangelischen Kirche soll noch am Donnerstagabend die umstrittene Amtszeit-Verlängerung von Bischof Hans-Jürgen Abromeit bis 2018 angesprochen werden.