Die Zahl der Straftaten in Schleswig-Holstein ist im Jahr 2009 um ein Prozent gestiegen. Die größten Sorgen macht die Jugendkriminalität.
Kiel. Betrunken bedrohen, berauben und nötigen sie ihre Opfer oder schlagen auf sie ein: Jugendliche Kriminelle bleiben die großen Sorgenkinder in Schleswig-Holstein. Das geht aus der Kriminalstatistik für 2009 hervor, die Innenminister Klaus Schlie (CDU) in Kiel vorgestellt hat. Demnach waren weiterhin 29 Prozent der Tatverdächtigen jünger als 21 Jahre, obwohl im Norden weniger Menschen aus dieser Altersgruppe leben als früher.
Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten leicht um ein Prozent auf 243.000. Dabei ergab sich die höchste Aufklärungsquote seit zehn Jahren. Die Gewerkschaft der Polizei kritisierte, Schleswig-Holstein hinke trotzdem wegen Personalmangels anderen Bundesländern hinterher.
Bei der Häufigkeit von Straftaten steht Schleswig-Holstein von allen Flächenländern weiter am schlechtesten da – mit mehr als 8.500 Fällen pro 100.000 Einwohner. Für den Anstieg der Kriminalität sorgten im vergangenen Jahr vor allem Internetbetrug, Schwarzfahren und Fälschungsdelikte. So zählte die Polizei beim Waren- und Warenkreditbetrug im Netz mit 6200 Fällen fast 40 Prozent mehr als 2008. Das Internet werde häufiger zum Tatwerkzeug, weil Betrügereien leicht von zu Hause aus erledigt werden könnten, hieß es. Die Grünen im Landtag verlangten eine bessere technische Ausstattung der Polizei.
Rückläufig war die Gewaltkriminalität (minus 1,9 Prozent auf rund 7800 Fälle). Allerdings waren es immer noch 1000 Fälle mehr als zehn Jahre zuvor. „Wir liegen leider noch insgesamt auf einem zu hohen Niveau“, sagte Schlie. Drei von vier Gewalttätern werden laut Statistik entdeckt. 2009 wurden 8 Morde und 49 Fälle von Totschlag gezählt. Die Zahl der Diebstähle ging um etwa zwei Prozent auf knapp 106000 zurück.
Besonderes Problem bei der Jugendkriminalität ist der Alkohol: Jeder vierte Tatverdächtige hatte getrunken, als er eine Straftat beging. Bei Raub, Nötigung oder Körperverletzung waren es noch mehr. „Die Polizei wird aus der Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche nicht aussteigen“, kündigte Schlie an. Er forderte einen gemeinsamen Ansatz von Verbänden, Vereinen, Schulen und Eltern.
Die Gewerkschaft der Polizei verlangte mehr Personal, weil der Anstieg bei Jugend-, Vermögens- und Fälschungsdelikten einen hohen Ermittlungsaufwand erfordere. „Der vom Finanzministerium geplante Personalabbau von 202 Stellen wäre geradezu kontraproduktiv“, sagte der Landesvorsitzende Oliver Malchow. Der SSW im Landtag forderte für eine vorbeugende Kriminalpolitik eine bessere Datengrundlage. Dafür habe die Fraktion einen Sicherheitsbericht der Landesregierung beantragt, der die verschiedenen Statistiken zusammenbringt.