Er setzt sich für einen Mindestlohn ein - selbst zahlte der Verband einigen Mitarbeitern aber nur Dumpinglöhne. Bis die Arge stutzig wurde.

Stralsund. Ausgerechnet der Arbeitslosenverband Mecklenburg-Vorpommern hat mehrere Mitarbeiter für einen Stundenlohn von nur 1,90 Euro beschäftigt. Dabei kämpft der Verein politisch für die Einführung eines Mindestlohns von zehn Euro!

Bei seinen eigenen Mitarbeitern aber wollte er offenbar sparen. So arbeitete etwa eine Hartz IV-Empfängerin im Kreisverband Stralsund von September 2008 bis April 2009 zwölf Stunden die Woche für den Dumpinglohn, berichtet Bild. Im Monat kam sie so auf 100 Euro - genau die Grenze für Zuverdienste bei Hartz IV. Verdient man mehr, wird vom Zuverdienst prozentual etwas abgezogen. Der Vorfall war der Stralsunder Arge bei einer Kontrolle aufgefallen. Behörde und Kreisverband einigten sich aber außergerichtlich. Laut Landesverband muss der Kreisverband der Arge jetzt 1800 Euro zahlen.

Landesverbandschef Jörg Böhm sagte am Donnerstag, dass nach dem Vorfall im Kreisverband Stralsund die Arbeitsverträge aller im Landesverband geringfügig Beschäftigten überprüft worden seien. „Dort wo ähnliche Löhne gezahlt wurden, wurden noch bestehende Verträge zu Jahresbeginn angepasst“, versicherte er. Die Zahl dieser Verträge nannte er aber nicht. Insgesamt sind 52 der 786 Mitarbeiter in den Orts- und Kreisverbänden sowie im Landesverband geringfügig beschäftigt. Zumindest im Landesverband wurde ihre Arbeitszeit so reduziert, dass der Stundenlohn jetzt bei fünf Euro liegt. Die Hälfte der Regionalverbände ist jedoch juristisch selbstständig - Böhm appellierte an sie, die Verträge mit Hartz IV-Empfängern zu prüfen und zu ändern. „Stundenlöhne von 1,90 sind nicht zu akzeptieren. Das ist ein Fehler."