Niedersachsen hofft, Dosen an den Iran oder in den Kosovo verkaufen zu können. Entsprechende Anfragen liegen offenbar bereits vor.
Hamburg/Berlin. Vor den Beratungen der Gesundheitsminister der Bundesländer zum überschüssigen Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix, setzt Niedersachsen auf Kulanz des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK). Sowohl die Länder als auch das Unternehmen seien zum Zeitpunkt der Bestellung von einer zweimaligen Impfung ausgegangen, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Niedersachsens Ressortchefin Mechthild Ross-Luttmann (CDU).
In Berlin kommen am Nachmittag auf Beamtenebene Vertreter der Länder-Gesundheitsministerien zusammen, um über das Problem der überschüssigen Pandemrix-Schweinegrippe-Impfdosen zu beraten. Niedersachsen setze auf eine Doppelstrategie, sagte Ross-Luttmann. Zum einen verhandele man darüber, nicht alle Dosen abnehmen zu müssen. Zum anderen sollen schon erhaltene Dosen an Länder verkauft werden, in denen noch Bedarf bestehe, zum Beispiel an den Iran oder das Kosovo. Nach Informationen von „Zeit online“ gab es bereits erste Anfragen – etwa aus dem Iran, dem Kosovo, der Ukraine und der Türkei.
Auch der Bund sei in der Verantwortung und müsse gemeinsam mit den Ländern diese Doppelstrategie verfolgen, forderte die niedersächsische Ministerin. Denn Pandemie-Vorsorge sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Bund und Ländern. Ross-Luttmann: „Man darf auch nicht übersehen, dass der Bund uns immer sehr gedrängt hat, noch mehr Impfstoff zu bestellen, als wir tatsächlich bestellt haben.“ Ziel der Länder sei es, am Ende nur die Kosten für Impfdosen für 30 Prozent der Bevölkerung übernehmen zu müssen, hatte Ross-Luttmann am Mittwoch in Hannover gesagt. „Wir haben jetzt Impfdosen für 60 Prozent der Bevölkerung – 60 Prozent werden sich niemals impfen lassen. Für mich ist ganz wichtig, dass wir zumindest schon mal 10 Prozent runter gehen können“, sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin. Dies sei zwingend. Für die verbleibenden 20 Prozent forderte sie ein finanzielles Entgegenkommen des Pharmakonzerns: „Da erwarte ich ein Angebot von GSK.“
Die Länder hatten 50 Millionen Dosen des Impfstoffes Pandemrix für 416,5 Millionen Euro geordert. Dies geschah jedoch noch in der Annahme, dass eine zweifache Impfung notwendig sei. Anfang Dezember hatte das Robert-Koch-Institut aber darauf hingewiesen, dass schon eine einmalige Impfung den nötigen Schutz sicherstelle. Nun könnten sogar 60 Prozent aller Menschen geimpft werden. Aufgrund der Impfmüdigkeit der Deutschen bleiben die Ländern aber auf einem Großteil ihrer Dosen sitzen.