Kunstsammlungen, Technik- und Naturkundemuseen verzeichneten keine größeren Einbrüche. Ein Ausblick auf 2010.

Rostock/Schwerin/Stralsund. Die Museen in Mecklenburg- Vorpommern erfreuen sich trotz Krisenjahr 2009 eines recht stabilen Besucherzuspruchs. Kunstsammlungen, Technik- und Naturkundemuseen verzeichneten keine größeren Einbrüche, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Wie 2008 zählten die Einrichtungen auch in diesem Jahr rund drei Millionen Gäste, bilanzierte Steffen Stuth, Vorsitzender des Landesmuseumsverbandes, in Rostock. Zuwächse seien dort erreicht worden, wo in Ausstattung und Personal investiert wurde. Allein die vier Standorte des Deutschen Meeresmuseums Stralsund verzeichneten weit über eine Million Besucher. Die Einrichtungen profitierten auch vom ungebrochenen Boom im Tourismus, der mit 28,5 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord schaffte. Neben dem Ozeaneum und dem Müritzeum in Waren nannte Stuth als Beispiel für sinnvolle Investitionen das Technische Landesmuseum, das bis 2012 in einer leerstehenden Kaserne in Wismar für 14,5 Millionen Euro als „phanTECHNIKUM“ neu gebaut wird.

Zugleich dürften aber auch die vielen kleinen Museen nicht ausbluten, warnte der Verbandschef. „Die Museen sind das größte Bildungsnetzwerk im Land und nicht der Regenschirm für den Tourismus“, betonte er. Insgesamt sei die Zahl der Häuser seit 1990 von einst gut 100 auf heute 250 gestiegen. Die meisten davon sind kleinere kommunale Einrichtungen mit geringem Etat.

SCHWERIN I: Die im Staatlichen Museum zusammengeschlossenen Kunstsammlungen, Schlösser und Gärten in Schwerin, Ludwigslust und Güstrow verzeichnen stabile Besucherzahlen. 2008 kamen 282 000, für 2009 zeichneten sich 290 000 Gäste ab, sagte Sprecherin Heidemarie Otto. Die gerade eröffnete Ausstellung mit niederländischen Zeichnungen läuft bis 7. März, „Schwerinblicke“ zum 850. Jubiläum der Landeshauptstadt werden vom 2. April bis 4. Juli gezeigt und holländische Genremalerei vom 23. Juli bis 14. November.

SCHWERIN II: Mit rund 25 000 Besuchern zählt das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß mindestens 2000 Gäste mehr als voriges Jahr, wie Ethnologe Volker Janke erklärte. 50 Schulklassen kamen, um selbst zu Buttern, zu Basteln oder zu Spielen. Zum 40. Jubiläum des Volkskundemuseums 2010 gibt es von April bis Oktober eine neue Dauerausstellung „Hier wird angekurbelt“ mit Drehbarem aus dem früheren Alltag der mecklenburgischen Landbevölkerung.

ROSTOCK: Einen Aufschwung – etwa mit der Joop-Schau – erlebte die Kunsthalle Rostock, einziger ostdeutscher Museumsneubau aus DDR-Zeiten. 2008 zählte die Einrichtung 32 500 Besucher, zum Jahresende 2009 sollen 40 000 erreicht sein, wie Sprecher Matthias Schümann vom Betreiberverein sagte. Für März 2010 sind die Tage der Kunst mit Schülerausstellungen geplant. Nach einem zweimonatigen Umbau soll es dann noch Kunst aus Lettland sowie Werke deutscher zeitgenössischer Künstler, Fotografie und Mode geben.

NEUBRANDENBURG: Die 2003 in neuem Gebäude wiedereröffnete Kunstsammlung der Vier-Tore-Stadt klagt indes seit Jahren über Besucherschwund. Kamen 2007 noch 8100 Gäste, waren es 2008 nur noch 6600 und dieses Jahr wohl noch weniger, wie Leiterin Merete Cobarg sagte. Schuld sei der Rückgang der Schülerzahlen. „Und vom Kuchen Tourismus bekommt Neubrandenburg nicht viel ab“, konstatiert Cobarg.2010 hoffe sie auf junges Publikum in Ausstellungen zu moderner Fotografie und Medienkunst.

RIBNITZ-DAMGARTEN: Das „Gold der Ostsee“ suchten die Touristen lieber am Strand. So bescherte das schöne Augustwetter dem Deutschen Bernsteinmuseum einen Besucherrückgang. Gerechnet wird 2009 mit noch gut 80 000 Gästen nach 85 000 im vorigen Jahr, wie Direktor Ulf Erichson sagte. Durch die Vielzahl der kulturellen Angebote im Land lieferten sich die Museen bereits einen Konkurrenzkampf um die Touristen, kritisierte er. 2010 solle daher aggressiver geworben werden.

STRALSUND: Die vier Standorte des Deutschen Meeresmuseums dürften mit 1,2 Millionen Besuchern 2009 zu den fünf bestbesuchten Museen Deutschlands zählen, sagte Pressesprecherin Karin Hellmeier. 2010 seien insbesondere im Ozeaneum, dem 2008 eröffneten Flaggschiff und Besuchermagneten der Einrichtung, Neuerungen geplant: ein Felshöhlenaquarium sowie ab Sommer die Pinguin-Anlage auf dem Dach des futuristischen Baus zu den Kaltwassermeeren.

GREIFSWALD: Das Pommersche Landesmuseum bleibt 2009 unter der Besucherzahl von 50 000 des vergangenen Jahres, wie Mitarbeiterin Juliane Radike mitteilte. Ab Mai befasst sich eine neue Dauerausstellung mit der Geschichte der Region vom 30-jährigen Krieg bis zum 1. Weltkrieg. Ab August soll „Die Geburt der Romantik“ Arbeiten von Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich und Friedrich August von Klinkowström vereinen. Am 7. Juli 2010 steigt das Croy- Fest: Es erinnert alle zehn Jahre an die Stiftung des Croy-Teppichs von Ernst Bogislaw von Croy an die Greifswalder Universität.

WAREN: Im 2007 eröffneten Müritzeum ebbte der Besucherzustrom etwa ab, wie Geschäftsführer Thomas Kohler sagte. Nach dem Eröffnungseffekt 2008 mit 215 000 Gästen würden 2009 nun etwa 180 000 erreicht. Nach wie vor aber schreibe die Sammlung mit Deutschlands größtem Süßwasseraquarium für heimische Fische schwarze Zahlen. 2010 solle es Ausstellungen zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und zu 20 Jahren Müritz-Nationalpark geben.

ALT SCHWERIN: In die Modernisierung des 1963 eröffneten Agrarhistorischen Museums (Müritzkreis), dem einzigen im Nordosten mit einem Überblick über die Großflächen-Landwirtschaft ab 1850, sollen bis 2011 über fünf Millionen Euro von Land, Kreis und aus dem Konjunkturpaket des Bundes fließen. Seit 1989 war die Besucherzahl in Alt Schwerin von 80 000 auf 30 000 pro Jahr gesunken. Museumsleiter Axel Müller erhofft sich von der Neugestaltung einen Trendumschwung.

PEENEMÜNDE: Das Historisch-Technische Museum in der ehemaligen NS-Waffenschmiede auf der Insel Usedom registrierte einen leichten Besucherrückgang von 220 000 (2008) auf 217 000 (2009), wie Ute Augustat mitteilte. Die Einrichtung im Kraftwerk der früheren Heeresversuchsanstalt wird ab 2010 in Form einer GmbH geführt. 51 Prozent der Anteile wird das Land von der Gemeinde übernehmen und damit Hauptgesellschafter des überregional bedeutsamen Museums werden.