Die Gasleitung trägt zur Energiesicherheit in Deutschland und Europa bei. Sie führt vom russischen Wyborg bis nach Greifswald.

Schwerin. Für die Ostsee-Gaspipeline von Russland nach Deutschland können im Greifswalder Bodden die ersten Rohre verlegt werden. Das russisch-deutsche Firmenkonsortium Nord Stream erhielt am Montag in Schwerin für das etwa 50 Kilometer lange Stück im Küstengewässer den Planfeststellungsbeschluss des Bergamts Stralsund. „Das ist ein großer Schritt für ein großes Projekt“, hob Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) hervor. Die Gasleitung trage zur langfristigen Energiesicherheit in Deutschland und Europa bei. Zuvor hatten bereits Dänemark, Schweden, Russland und Finnland ihre Genehmigungen für den Bau der 1223 Kilometer langen Trasse gegeben, der im Frühjahr beginnen soll.

Es stehen allerdings noch zwei Genehmigungen aus: Für die 31 Kilometer lange Strecke durch die deutsche Wirtschaftszone muss noch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg zustimmen. Dabei geht es vor allem um naturschutzrechtliche Fragen. Die Genehmigung wird nach Angaben der Schweriner Staatskanzlei in Kürze erwartet. Für die nächsten Wochen erwartet Nord Stream auch noch eine zweite Genehmigung aus Finnland.

Der Bau der Gas-Pipline vom russischen Wyborg zum Anlandungspunkt Lubmin bei Greifswald soll nach Angaben Sellerings am 1. April beginnen. In Sassnitz-Mukran auf Rügen werden bereits seit Mai dieses Jahres Stahlrohre für die Leitung mit Beton ummantelt. Nach der Fertigstellung des Projekts im Jahr 2012 sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr von Russland nach Deutschland durch die Ostsee strömen.

Zu den Hauptkritikern der Pipeline zählen Umweltschützer und das Nachbarland Polen. Nord-Stream-Geschäftsführer Matthias Warnig sagte, es gebe noch Gespräche mit der polnischen Seite über eine Anbindungsleitung von Deutschland aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte dies in die Diskussion gebracht. „Das ist ein sehr ausgewogener und sehr wirtschaftlicher Vorschlag“, sagte Warnig. Er sei optimistisch, dass er irgendwann realisiert werde. In Polen bestehen Befürchtungen bei der Energieversorgung zu stark von Russland abhängig zu sein.

Der Umweltverband WWF forderte von Nord Stream eine volle Kompensation der entstehenden Umweltschäden und kündigte eine rechtliche Prüfung der Genehmigungsbescheide an. Für den deutschen Küstenbereich seien Ausgleichsmaßnahmen bislang nur für etwa 40 Prozent der Eingriffe in die Meeresumwelt vorgesehen, kritisierte der Verband. Durch Baggerungen für die Trasse der Gaspipeline am Meeresboden und die Freisetzung großer Mengen Stickstoff und Phosphor drohten massive Schäden im Ökosystem der Ostsee, erklärte der Leiter des WWF Ostseebüros in Stralsund, Jochen Lamp.

Sellering betonte, dass Mecklenburg-Vorpommern gezeigt habe, dass es den Antrag sehr investorenfreundlich, gründlich und sehr schnell bearbeitet habe. Mit Nord Stream gebe es jetzt hoffentlich einen weiteren mit Mecklenburg-Vorpommern zufriedenen Investor. Erst vor zehn Tagen hatte der dänische Konzern Dong Energy seinen Verzicht auf den Bau eines Kohlekraftwerks in Lubmin bekanntgegeben und dies mit mangelndem politischen Rückhalt in Schwerin begründet.

Nach den Worten von Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) entstehen durch den Pipeline-Bau im Land mehr als 350 Arbeitsplätze. Weitere 500 bis 600 Jobs würden in den beteiligten Branchen neu geschaffen. Der Umfang der Investition betrage 7,5 Milliarden Euro. Von Lubmin aus sollen Anbindungsleitungen das Erdgas weiter nach Westen in Richtung Bremen (NEL) und nach Süden in Richtung Tschechien (OPAL) transportieren. Bei Moeckow südlich von Greifswald ist der Bau eines Erdgasspeichers geplant.

An Nord Stream ist die staatliche russische Gesellschaft Gazprom zu 51 Prozent beteiligt. Auf deutscher Seite halten die BASF- Wintershall und E.ON-Ruhrgas je 20 Prozent. Die übrigen neun Prozent sind im Besitz der niederländischen Gasunie. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses