Mediziner haben ein Verfahren entwickelt, das Nieren-Lebendspenden zwischen Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen ermöglicht.
Rostock. Rostocker Mediziner haben ein neues Verfahren entwickelt, das Nieren-Lebendspenden zwischen Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen ermöglicht. Dabei würden die im Empfänger natürlich vorhandenen Antikörper gegen andere Blutgruppen entfernt, sagte der Chef der Urologischen Universitätsklinik Rostock, Oliver Hakenberg, am Freitag der dpa. Das Empfängerblut müsse mehrmals vor der Operation von den Antikörpern befreit werden, bis deren Konzentration ungefähr 0,5 Prozent des Ausgangswertes erreicht hat. Danach könne dem Spender die Niere entnommen und dem Empfänger gefahrlos eingesetzt werden.
Das neue Verfahren sei erstmals in diesem Juli bei einer jungen Frau mit ihrer Mutter als Spenderin in Rostock angewandt worden. Die Patientin sei beschwerdefrei und habe eine gut funktionierende Niere. Es habe keine Abstoßungsreaktionen gegeben, betonte Hakenberg.
Bei dem Rostocker Verfahren wird nach Worten Hakenbergs das Blut des Empfängers an Säulen vorbeigeführt, deren oberste Schicht mit den speziellen Blutgruppen-Antigenen beschichtet ist. Diese Antigene binden die Antikörper. Aus einem bislang unbekannten Grund würden die Antikörper im Organismus des Empfängers nicht nachgebildet. „Wir wissen nicht, warum das immunologische Gedächtnis dann auf blind geschaltet ist“, sagte Hakenberg.
Es existierten bereits andere Verfahren, bei Lebend- Transplantationen von Nieren das Immunsystem und damit die Abwehrreaktion auszuschalten, sagte Hakenberg. Dabei würden aber Medikamente eingesetzt. Das Rostocker Verfahren mit der Entfernung von Antikörpern sei dagegen schneller und billiger.
In Deutschland warten rund 12 000 Menschen auf eine Spenderniere, viele sterben, bevor ein passendes Spenderorgan für sie bereitsteht. Ein Ausweg ist die Lebendspende durch Verwandte, Ehepartner oder andere nahe Angehörige. Diese funktionierte bisher aber nur dann, wenn Spender und Empfänger die gleiche Blutgruppe hatten.