700.000 Handy-Nutzer sind betroffen. Die Verteidiger scheiterten erneut mit dem Versuch, das Verfahren unterbrechen zu lassen.
Kiel. Der Kieler Prozess um millionenfache Abzocke mit Flirt-SMS ist gegen den Willen der Verteidigung vom Gericht fortgesetzt worden. Die Verteidiger scheiterten erneut mit dem Versuch, das Verfahren unterbrechen zu lassen, um die rund 90 Millionen gespeicherten SMS sichten zu können. „Eine Aussetzung des Verfahrens ist gänzlich fernliegend“, sagte der Vorsitzende Richter der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts, Gunther Döhring. Die Anwälte hätten bereits zwei Tage lang die Datensätze sichten können und inzwischen Duplikate erhalten. Das Gericht wolle zunächst nur solche Zeugen hören, bei denen nicht auf die Datenbank zurückgegriffen werden müsse, ergänzte Döhring.
In dem Verfahren sind sechs Betreiber von SMS-Chats und ihre Gehilfen wegen gewerbsmäßigem Bandenbetrugs und Beihilfe angeklagt. Sie sollen rund 700.000 Handy-Nutzer um über 46 Millionen Euro geschädigt haben.
Die Verteidigung hatte im Schlagabtausch mit beiden Staatsanwältinnen versucht, die Aussetzung des Verfahrens durchzusetzen. Selbst einfache Abfragen in der Datenbank erforderten nach ihren Angaben Stunden. Die Verteidiger warfen der Anklage „eklatante Fehler“ und falsche Zahlen vor. So sei ein Eintrag gefunden worden, der fälschlicherweise über 200.000 mal als versendet gezählt und in die Anklage aufgenommen worden sei. (dpa)