Der Streit um den Flughafen Rostock-Laage ist so alt wie der Flughafen selbst. Nach fünf Jahren hört Flughafenchefin Maria Muller auf.

Laage. Der Streit um den Flughafen Rostock-Laage ist so alt wie der Flughafen selbst. Muss er schwarze Zahlen schreiben oder reicht es, wenn er seine Funktion in der Verkehrsinfrastruktur des Landes erfüllt? Nach fünf Jahren hört nun Flughafenchefin Maria Muller auf.

„Maria Muller hat in den vergangenen Jahren auf dem Flughafen Rostock-Laage einen guten Job gemacht. Sie hat es geschafft, unter schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen die Zahl der Passagiere zu erhöhen.“ Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, blickt auf rund fünf Jahre Tätigkeit Mullers als Geschäftsführerin des größten Flughafens Mecklenburg-Vorpommerns. Es sei ihrer Arbeit anzurechnen, dass die rot-schwarze Landesregierung sich in ihrer Koalitionsvereinbarung zu Laage als Landesflughafen bekannt hat und nun dauerhafte Zuschüsse gewährt, sagt Beisel über Deutschlands einzige Flughafen-Chefin.

Doch diese Zuschüsse sind für Muller, die Ende Juni Laage verlässt, noch ein zu geringes Zeichen dafür, dass sich das Verhältnis von Schwerin zu Laage verändert hat. „Die Landesregierung hat mit dem Flughafen ein Handwerkszeug, das sie nicht stark genug einsetzt“, sagt Muller, die ab September die Führung des Flughafens Kassel-Calden übernimmt. Diese zögerliche Haltung werde außerhalb des Landes nicht verstanden. Das ständige laute Nachdenken über die Zukunft des Flughafens sei schlecht fürs Image und verunsichere die Kunden. Potenzielle Investoren, die neue Niederlassungen im Nordosten gründen wollen, erwarteten jedoch eine stabile Flughafenpolitik.

Seit Jahren weist Muller darauf hin, dass es in Deutschland keinen Regionalflughafen gibt, der schwarze Zahlen schreibt. Trotzdem stünden alle anderen Landesregierungen zu „ihren“ Flughäfen und würden sie nicht nur finanziell, sondern als Pluspunkt für ihre Regionen vermarkten.

+++ Flughafen Rostock-Laage braucht tägliche Anbindung +++

Entsprechend äußert sich Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) zurückhaltend zum Abschied Mullers. Sie habe die Außendarstellung des Flughafens verbessert, ein gutes Marketing betrieben und neue Fluggesellschaften geholt. „Aber man war nicht immer einer Meinung.“ Sie habe stets eine Beteiligung des Landes gefordert. „Mit ihrer Arbeit hat sie jedoch bewiesen, dass die Betreiber gut – vielleicht besser – wirtschaften, wenn das Land keine Rückendeckung in Form einer Beteiligung bietet.“

Inzwischen verkehren Linienflieger von Laage nach München, Stuttgart, Frankfurt und Zürich, die Anbindung des Nordostens an das internationale Flugnetz ist da. 2011 konnte der Flughafen mit 223 516 Passagieren ein leichtes Plus von 1,8 Prozent verzeichnen.

Zudem habe Laage ein hohes Potenzial, wie jüngst ein Gutachten auswies, das Grundlage des Norddeutschen Luftverkehrskonzeptes wird. Laage stelle danach eine Zugangsplattform zur Ostseeküste, einem der am stärksten wachsenden Urlaubsregionen Deutschlands dar. Die – von Muller vorgenommene – Stimulierung des sogenannten Inbound-Verkehrs für Touristen sei der richtige Schritt gewesen. Das Gutachten geht bis 2020 von einem jährlichen Wachstum von rund sieben Prozent aus, dann könnte das Aufkommen bei rund 450 000 Passagieren liegen.

Ansiedlungen von Firmen mit Hauptsitz in Süddeutschland hängen wesentlich von der schnellen Erreichbarkeit der Standorte ab, sagt Muller. „Ein Stuttgarter Manager will nicht neun Stunden im Zug sitzen, um zu seiner Filiale zu kommen.“ Auch beim Tourismus seien die Möglichkeiten nur angekratzt, sagt Muller. „Das Potenzial ist da, um wöchentlich mehrere, mit Touristen voll besetzte Flugzeuge nach Laage zu bringen“, betont sie. Das würde wegen des boomenden Gesundheitstourismus auch ganzjährig klappen. Das Land und die Tourismusverbände könnten hier gemeinsam viel erreichen.

Flughafenkritiker wie die Grünen in der Hansestadt und im Land fordern die Landesregierung auf, sich noch stärker zu beteiligen. „Die Kommunen können sich das auf Dauer nicht leisten“, sagt Johann- Georg Jaeger, der für die Grünen in Bürgerschaft und Landtag sitzt. Das Problem seien die hohen Kosten, vor denen aber offensichtlich auch das Land zurückschrecke. Aber zumindest die Grünen könnten sich den Nordosten auch ohne Landesflughafen vorstellen. „Die meisten Leute, die in Urlaub fliegen, nehmen eh Lübeck, Hamburg oder Berlin.“

(dpa/abendblatt.de)