Der scheidende Ministerpräsident Carstensen spricht sich für gesamten Ausbau der A20 aus. SPD, Grüne und SSW wollen nur einen Teil bauen.
Hamburg. Für Peter Harry Carstensen (CDU) war es gestern einer von vielen Abschieden: der letzte offizielle Termin in Hamburg als schleswig-holsteinischer Ministerpräsident. Äußerlich wirkte er gelöst, als er die Magnus Hall betrat. Er schüttelte Hände, klopfte Schultern, scherzte mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Ganz kalt ließ der Abschied den 65-Jährigen dann aber doch nicht, wie er dem Abendblatt verriet: Ein "bisschen Wehmut" sei schon mit dabei.
Carstensen und Scholz waren gekommen, um auf dem Unternehmertag Nord über Stand und Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg zu sprechen. Beide Länder kooperieren auf politischer und wirtschaftlicher Ebene, erst im Februar hatten sich die Kabinette der Nachbarländer an einen Tisch gesetzt, um über gemeinsame Projekte zu beraten. Carstensen sprach sich gestern für eine noch engere Verzahnung aus. "Die norddeutsche Zusammenarbeit ist ein andauernder Prozess. Sie muss immer wieder neu befeuert werden." Befeuert durch Windenergie zum Beispiel, das für Olaf Scholz wichtigste Projekt. Er betonte, dass beide Länder sich weiter für einen Ausbau der (Offshore-)Windenergie und einen zügigen Netzanschluss des Windstroms stark machen müssen. "Hier müssen wir unsere Kräfte bündeln", stimmte ihm sein christdemokratischer Kollege zu.
Für den scheidenden Ministerpräsidenten ist indes der Bau der Autobahn 20 das wichtigste gemeinsame Projekt der Nordländer. Davon dürfe die designierte Kieler Regierung nicht abrücken, das sei sträflich fahrlässig. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW hatte jüngst beschlossen, die A 20 vorerst nur bis zur A 7 zu bauen.
Die CDU-Spitze in Schleswig-Holstein rechnete derweil mit der Dänen-Ampel ab. Parteichef Jost de Jager warf SPD, Grünen und SSW vor, mit dem A-20-Beschluss eine "Sackgasse" zu planen. Leittragende seien die Hamburger, weil ohne die geplante westliche Elbquerung bei Glückstadt der gesamte Verkehr durch den Elbtunnel rolle. De Jager sah zudem einen "Linksruck" in Schleswig-Holstein. Die Dänen-Ampel wolle zusätzliche Schulden machen und mit der Reform der Lehrerausbildung (Stufenlehrer) das Ende der Gymnasien einläuten.