Die Mitarbeiter der Privatbahn bangen um die Zukunft, wenn das Unternehmen mehrheitlich von der Deutschen Bahn übernommen wird.

Hannover. Niedersachsen pocht bei einer Übernahme des britischen Verkehrskonzerns Arriva durch die Deutsche Bahn auf eine Wahrung des Wettbewerbs im öffentlichen Nahverkehr. Das Land wolle in der kommenden Woche seine Bedenken beim Bundeskartellamt vorbringen, bestätigte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Freitag. Dabei gehe es um den Schienen- und Busverkehr. Arriva ist in Niedersachsen Mehrheitseigner des privaten Bahnunternehmens Metronom und besitzt regionale Busunternehmen in Stade, Lüneburg und Celle. Mitarbeiter von Metronom fürchten unterdessen um die Zukunft ihres Unternehmens. Sie werfen dem Miteigentümer Hamburger Hochbahn Einmischung vor.

Die blau-gelben Metronom-Züge sind zwischen Göttingen, Hamburg, Bremen und Cuxhaven unterwegs. In einem am Donnerstag lancierten „Hilfeschrei der Metronom Mitarbeiter“ befürchtet das Personal die Zerschlagung des mittelständisch geprägten Unternehmens und die Eingliederung in einen Großkonzern wie die Hamburger Hochbahn. Das Unternehmen befinde sich in einem „Übernahmechaos“ und nach der Entlassung der beiden Geschäftsführer und dem Weggang weiterer Führungskräfte stehe die Existenz auf dem Spiel. Der Ausbau des Hanse-Netzes zwischen Bremen, Hamburg und Uelzen zum Ende des Jahres gerate in Gefahr.

"Problematischer Aderlass" bei Metronom

Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen geht davon aus, dass Metronom als professionelles Verkehrsunternehmen den Betrieb des Hanse-Netze schultern wird, hieß es am Freitag. Hinter den Kulissen äußern Bahnexperten inzwischen aber Zweifel, ob der Start des anspruchsvollen Netzes klappen wird, immerhin solle die Zahl der täglich pendelnden Züge kräftig erhöht werden.

Im Unternehmen gebe es einen „problematischen Aderlass“ sowie ein „Informationschaos“. Eine der Spekulationen ist, dass der Miteigentümer Hamburger Hochbahn seinen Metronom-Anteil über seine Expansionstochter Benex kräftig erhöhen und die Zügel bei Metronom in die Hand nehmen will.

Offiziell mag Benex sich dazu nicht äußern. Schon bei der Entlassung der beiden Geschäftsführer hatte es im Unternehmen geheißen, ein Grund dafür sei die Höhe der Löhne für Metronom-Mitarbeiter gewesen. Diese seien Benex ein Dorn im Auge gewesen. In dem „Hilferuf“, den 200 Mitarbeiter unterzeichnet haben sollen, wird Benex außerdem vorgeworfen, Metronom an der Teilnahme an Ausschreibungen von Bahnstrecken gehindert zu haben.

Inzwischen dürfe Metronom sich nur noch an Ausschreibungen in Bundesländern beteiligen, in denen Benex noch nicht präsent sei. Von der Politik verlangen die Metronom-Beschäftigten die Umwandlung ihrer Gesellschaft in ein eigenständiges, niedersächsisches Unternehmen. Lohn- und Sozialstandards müssten gesichert und die Firma aus dem bisherigen Gesellschaftergeflecht herausgelöst werden, heißt es in dem „Hilferuf“. Außerdem müssten die beiden Geschäftsführer zurückkehren. Am Sitz des Bahnunternehmens in Uelzen gab es am Freitag keine Stellungnahme zu den Verwicklungen, die Sache sei „zu heiß“, hieß es.