Exzellenz-Initiative: Mit 1,9 Milliarden Euro will der Bund Elite-Hochschulen schaffen. Sie ist der Überraschungssieger: Die Universität Bremen bestand die erste Auswahlrunde der Exzellenz-Initiative - als einzige in Norddeutschland.
Mit ihr hatte so richtig niemand gerechnet: Die Uni Bremen, der der Ruf einer "roten Kaderschmiede" anhaftet, ist die Spitze im Norden. Sie zählt zu den zehn Universitäten in Deutschland, die die Vorauswahl im Elite-Wettbewerb bestanden. Insgesamt 27 Universitäten hatten sich in dieses Rennen begeben. "Auch wenn das Ergebnis erst ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Exzellenz-Initiative ist, so ist diese Auswahl für Bremen doch schon jetzt ein riesiger Erfolg, den kaum jemand außerhalb Bremens dieser Universität zugetraut hätte", räumte Bremens Wissenschaftssenator Willy Lemke ein.
"Ich bin beeindruckt von der Dynamik dieser Universität", kommentierte Prof. Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), gegenüber dem Abendblatt. Die Uni Bremen, an der 23 000 Studenten eingeschrieben sind, hat sich seit ihrer Gründung grundlegend gewandelt. Ob Meereswissenschaften, Materialwissenschaften, Kognitionsforschung, Information- und Kommunikationstechnologie oder Sozialwissenschaften - in vielen wissenschaftlichen Ranglisten spielt die Uni Bremen in der Liga der Besten mit. Unter den Top-200-Universitäten weltweit finden sich insgesamt 17 deutsche Hochschulen - eine davon ist die Uni Bremen.
Die Attraktivität der Hochschule zeigt sich auch darin, daß sie vergleichsweise viele Drittmittel einwerben konnte. 73 Millionen Euro kassierten die Bremer zusätzlich zu ihrer Grundfinanzierung von rund 110 Millionen Euro. Die DFG plazierte sie daher in ihrem Ranking, an dem 80 Universitäten teilnahmen, auch im oberen Viertel - die Gesellschaftswissenschaften landeten bundesweit sogar auf Platz acht, die Geowissenschaften schafften es mit Platz drei in die absolute Spitze.
Ihnen verdankt die Uni Bremen auch ein Forschungszentrum der DFG, von denen es bundesweit nur sechs gibt. Damit zählt die Uni Bremen bereits seit 2001 zur Elite. Das Zentrum, das Prof. Gerold Wefer koordiniert, untersucht die Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und Festland. Darüber hinaus wirbt der umtriebige Wissenschaftler unermüdlich für seine Disziplin, so daß er 2001 den Communicator-Preis der DFG erhielt.
Wefer ist nicht der einzige, der Auszeichnungen einheimste. In der Anlage zur Antragsskizze, mit der sich die Uni Bremen bewarb, gibt es eine Übersicht. Demnach landeten seit 1999 13 Wissenschaftspreise an der Uni - gleich zweimal erhielten Bremer Forscher den renommierte Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, zudem gingen ein Wissenschaftspreis aus Neuseeland und zwei aus den USA nach Bremen.
Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist bereits ausgezeichnet: Die Bremer "Graduate School of Social Science", gefördert von der VolkswagenStiftung, ist schon heute ein Juwel, das im internationalen Wettbewerb mithalten kann. Gleiches gilt für die "International Max Planck Research School of Marine Microbiology", die neben der Uni von der Internationalen Universität Bremen und dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung getragen wird.
"Nach dem Erfolg als ,Stadt der Wissenschaft' bestätigt dieses Auswahlergebnis die Qualitätsentwicklung unserer Forschung. Jetzt ist auch weit über die Fachwelt hinaus klar: Bremen ist ein exzellenter Wissenschaftsstandort, der sich mit den besten Standorten Deutschlands messen kann", jubelte Wissenschaftssenator Lemke.
Bis zum 20. April muß die Uni Bremen - wie auch die anderen neun Hochschulen - nun genau darlegen, wie sie sich zur "interdisziplinären Forschungs-Uni mit guter Lehre" entwickeln will. Nimmt die Uni Bremen auch diese Hürde, dann erhält sie mindestens 20 Millionen Euro jährlich. Dieses Geld will sie einsetzen, um Spitzenforschung zu fördern. Wie das genau aussehen soll, wird noch nicht verraten. "Schließlich befinden wir uns noch im Wettbewerb und wollen unsere Trümpfe nicht vorzeitig ausspielen", erläutert Dr. Heide Ahrens-Radlanski von der Uni Bremen.