Berlin. Der Stieglitz, auch Distelfink genannt, kommt schon seit dem Mittelalter in der Kunst vor. Nun kürt der Nabu ihn zum Vogel des Jahres.
Auf einen Greifvogel folgt ein Singvogel. Der Stieglitz ist der „Vogel des Jahres 2016“. Gewählt wurde der Singvogel vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz. Der Stieglitz (Carduelis carduelis) wird auch Distelfink genannt und folgt dem Habicht, der im vergangenem Jahr „Vogel des Jahres“ wurde.
Der Distelfink ist bereits seit dem Mittelalter in Europa ein beliebtes Motiv. Sein Gefieder ist äußerst bunt. Am Köpfchen ist sein Gefieder kräftig rot. Seine Flügel schmücken leuchtend gelbe Streifen. Schwarz, Weiß und helles Braun sieht man auch noch im Gefieder. So hat beispielsweise schon 1654 der niederländische Maler Carel Fabritius den Diestelfinken portraitiert. Darauf greift auch die US-Autorin Donna Tartt in ihrem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman „Der Distelfink“ zurück. Zudem ist der Vogel auf vielen christlichen Gemälden zu sehen.
In der Natur stehe der Stieglitz für vielfältige und farbenfrohe Landschaften, denn er ernährt sich vor allem vom Samen zahlreicher Blütenpflanzen, Gräser und Bäume, teilte der Nabu mit.
Hierzulande kommt der Singvogel mit dem roten Köpfchen am häufigsten in den Obst- und Weinbaugebieten Rheinhessens, der Vorderpfalz, des Neckartales und am Rand der Schwäbischen Alb sowie im Alpenvorland und in Berlin vor.
Dass er sich auch in weniger ländlichen Regionen wie der Hauptstadt wohlfühlt, hat Gründe. „In Berlin gibt es besonders viele Brachflächen“, erklärte Opitz. Dort finde der Vogel, der praktisch keine Insekten fresse, Samen und Wildkräuter. Anders als Spatz und Meise lande er aber selten auf Kaffeetischen: „Diese Art von Nahrungsbeschaffung kennt der Stieglitz nicht“, sagte Opitz. Er sei zwar zutraulich, halte aber Distanz.
Bestand des Distelfinks nimmt ab
Doch der Bestand des kulturell so vielseitig verwendeten Vogels nimmt ab. Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung gebe es immer weniger, daher sei der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, so der Nabu.
„Für unseren Jahresvogel wird es in Deutschland inzwischen eng“, sagte Nabu-Vizepräsident Helmut Opitz. So seien allein in der Agrarlandschaft seit 1994 fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen. Um den Lebensraum des farbenfrohen Finken zu erhalten, trügen schon kleine Ecken in Gärten, an Sport- und Spielplätzen, Schulen, Ackerflächen und Straßenrändern bei. „Der Stieglitz überlebt nur dann, wenn wir bewusst einmal ein Stück Land unbewirtschaftet und ungespritzt lassen“, heißt es in der Broschüre zum Jahresvogel vom Nabu und dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV).
Rückgang um 48 Prozent
Der Bestand des Stieglitzes hat in Deutschland nach Angaben des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen. Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Stieglitze leben sowohl auf dem Land als auch in Siedlungen, solange es einen geeigneten Brutplatz und genug Nahrung gibt. Was kann man tun, um dem Stieglitz zu helfen? So viele Wildblumen wie möglich sähen, kein Gift verspritzen und nicht ständig mähen.
Der Vogel des Jahres wird seit 1971 von Nabu und LBV gekürt. Im vergangenen Jahr war es der Habicht. In der Regel ist es jedes Jahr ein anderer Vogel - nur der Weißstorch und der Eisvogel wurden zweimal gewählt. Mit der Auszeichnung wollen Naturschützer in der Regel auf gefährdete Arten aufmerksam machen.