Hamburg. Hamburger Experten erklären: Für die Zunahme der Eingriffe gibt es mehrere Gründe. Informationsveranstaltung in der Uni Hamburg.
Unter Rückenschmerzen leiden laut Schätzungen in Deutschland mehr als fünf Millionen Erwachsene. Das Therapieangebot reicht von konservativer Behandlung ohne Operation bis zu chirurgischen Verfahren. Doch zurzeit wird diskutiert, ob es zu viele und unnötige Wirbelsäulenoperationen gibt. Jetzt haben zwei Hamburger Experten dazu Stellung genommen und weisen solche Vorwürfe, die vor allem von Krankenkassen erhoben werden, zurück.
„Eine konservative Behandlung des Rückenschmerzes steht immer an erster Stelle und nimmt auch bei Weitem den größten Anteil im Therapiespektrum ein“, sagt Dr. Erik Fritzsche, Chefarzt der Abteilung Wirbelsäulenchirurgie der Asklepios-Klinik Wandsbek. „Die Operation darf bei Rückenschmerzen nur die letzte Möglichkeit der Behandlungskaskade sein, wenn andere Verfahren nicht mehr helfen“, sagt der Neurochirurg. „Im Vordergrund steht heute eine fachübergreifende Versorgung der Patienten, also die enge Zusammenarbeit von Orthopäden, Chirurgen, Physiotherapeuten und Psychologen“, ergänzt Dr. Ulrich Peschel, Leiter des Rückenzentrums der Asklepios-Klinik St. Georg und Facharzt für Orthopädie, Physikalische Therapie und Rehabilitation.
Zahl der Eingriffe mit Implantaten ist stark gestiegen
Für die Notwendigkeit einer Operation gibt es laut Fritzsche klare Kriterien. Danach ist eine OP angeraten bei akuten Schmerzen, die mit Lähmungen oder schweren Entzündungen einhergehen, bei bestimmten Brüchen der Wirbelsäule und wenn bei einer bereits bekannten Tumorerkrankung plötzlich Rückenschmerzen auftreten. Dass es trotzdem eine Diskussion um zu viele oder unnötige Operationen gebe, habe mehrere Gründe, so Fritzsche. Nach Erhebungen der Krankenkassen sei die Anzahl der Operationen deutlich gestiegen. Es würden dort aber auch Eingriffe dazu gezählt, die keine Operationen seien, wie etwa die Verabreichung bestimmter Injektionen an der Wirbelsäule. Zweitens gebe es heute deutlich mehr ältere Menschen mit Rückenbeschwerden, und drittens seien durch den Fortschritt in der Medizin und neue Techniken Operationen heute einfacher als vor 30 Jahren. Bei Rückenoperationen sei insbesondere die Zahl der Eingriffe stark gestiegen, bei denen Implantate eingesetzt würden. „Nach den Erfahrungen der letzten 25 Jahre haben die Bandscheibenprothesenimplantate keine Vorteile gezeigt im Vergleich zu anderen Verfahren, wie zum Beispiel konservative Behandlung oder Versteifungsoperationen“, so Fritzsche.
Über Rückenleiden und Ihre Behandlung informieren Experten der Hamburger Asklepios-Kliniken am Mittwoch, 25.3., 17 bis 19 Uhr auf der Veranstaltung „Rückenmedizin in Hamburg“, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal ESA Ost, Anmeldung erbeten: Tel. 18 18 82 66 33