Im Juni hält die Dämmerung in Norddeutschland die ganze Nacht über an. Selbst um Mitternacht taucht die Sonne weniger als 18 Grad unter den Nordhorizont. Der Himmel über Hamburg in diesem Monat.
Hamburg. Am 21. Juni um 12.51 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit ist es wieder so weit: Dann steht unsere Sonne am weitesten nördlich der Äquatorebene unserer Erde – wir haben Sommeranfang auf der Nordhalbkugel der Erde, während auf der Südhalbkugel der Winter beginnt. Die Tage sind lang, und nur in den Stunden um Mitternacht ist der Himmel in diesem Monat ausreichend dunkel für den Blick in die Sterne. Im Norden leuchtet bis tief in die Nacht der Dämmerschein, denn unsere Sonne taucht nun selbst um Mitternacht weniger als 18 Grad unter den Nordhorizont. In Norddeutschland gibt es zwar keine „Mitternachtssonne“, aber immerhin eine „Mitternachtsdämmerung“. Denn während es im Süden Deutschlands längst dunkle Nacht geworden ist, hält die Dämmerung in Norddeutschland die ganze Nacht über an. Umso leichter fallen uns an diesem dämmrig hellen Firmament die hellsten Sterne und die markantesten Sternkonstellationen auf.+++Die Sternenkarte für den Juni 2014 als pdf zum Download+++Im Nordwesten, dort wo die Abenddämmerung am hellsten ist, wird gegen 22.30 Uhr (etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang) der Planet Jupiter als auffällig heller Lichtpunkt sichtbar. Jupiter geht zu Monatsanfang bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht unter – drei Stunden nach Sonnenuntergang. Am Monatsende verschwindet er bereits weniger als eine Stunde nach Sonnenuntergang unter dem Nordwesthorizont und wird damit für einige Wochen gänzlich unbeobachtbar.
Halbhoch im Süden schält sich der rötlich leuchtende Planet Mars aus der Abenddämmerung. Am Monatsende hat er die Südrichtung bereits bei Sonnenuntergang durchschritten und steht danach schon etwas tiefer im Südwesten. Auch für diesen Planeten sind also die besten Zeiten vorbei. Unsere Erde gewinnt zunehmend Abstand vom roten Planeten, und seine Helligkeit nimmt im Laufe des Monats ab.
Vergleichen wir ihn mit dem Stern Arktur, der hoch über Mars am Himmel steht und zu Monatsbeginn noch deutlich lichtschwächer ist: Am Monatsende ist Mars genauso hell wie Arktur, der ebenfalls rötlich leuchtet, aber durch sein unruhiges Funkeln sich deutlich vom Mars unterscheidet.
Mars bewegt sich nach seinem Stillstand Ende Mai nun rasch ostwärts im Sternbild Jungfrau und rückt dabei näher an Spica, den Hauptstern dieses ausgedehnten Sternbildes heran. Er zeigt mit seinem bläulich-weißen Licht einen schönen Farbkontrast zu Mars. Am 7. Juni zieht der zunehmende Mond an Mars und einen Tag später an Spica vorbei.
Noch weiter „links“ – oder wie wir zutreffender sagen müssen: weiter östlich von Mars und Spica – fällt uns ein goldgelber Lichtpunkt auf. Es ist der Planet Saturn im unscheinbaren Sternbild Waage. Gegen 23 Uhr erreicht Saturn nun seine größte Höhe im Süden, die allerdings eher bescheiden bleibt. Vom 9. bis 10. Juni zieht der schon rundlicher gewordene, zunehmende Mond am Ringplaneten vorbei, und wir können ihn damit zweifelsfrei identifizieren. Der Riesenplanet ist im Juni der einzige Planet, den wir die ganze Nacht am Himmel sehen können, denn Mars geht bereits kurz nach 2 Uhr unter.
Hoch über unseren Köpfen entdecken wir die sieben Sterne des „Großen Wagens“, den helleren Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär“. Verlängern wir den Bogen der Wagendeichsel, so führt er uns hoch im Süden zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur und weiter nach Südwesten zu Spica, die links neben Mars funkelt. Zwischen Arktur und Wega, die im Osten leuchtet, stoßen wir auf den halbkreisförmigen Sternenbogen der „Nördlichen Krone“. Tatsächlich erinnert diese Sternenfigur an eine Perlenkette. Und der hellste Stern Alpha Corona Borealis heißt auch Gemma – was lateinisch Edelstein bedeutet. Gemma ist ein blauer Riesenstern mit 84-facher Sonnenleuchtkraft in 75 Lichtjahren Distanz zu uns.
Unterhalb der Krone füllt der Schlangenträger (lateinisch Ophiuchus) eine ausgedehnte Himmelsregion im Süden. Er zählt sicher nicht zu den populärsten Sternbildern an unserem Himmel, denn es sind eher lichtschwache Sterne in diesem Sternbild. Tatsächlich wandern aber sowohl der Mond, also auch die Sonne und alle Planeten von der Erde aus gesehen durch die südlichsten Teile des Schlangenträgers, der manchmal auch als „13. Tierkreissternbild“ bezeichnet wird. In diesem Monat findet sogar der Vollmond im Sternbild Schlangenträger statt. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni leuchtet die runde Mondkugel in diesem Himmelsareal, zwischen Skorpion und Schütze.
Während die Frühlingssternbilder Löwe und Jungfrau im Westen untergehen, steigt das Sommerdreieck aus den Sternen Wega (im Sternbild Leier), Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler) bis gegen 3 Uhr morgens hoch in die Südrichtung.
Die kurzen Juni-Nächte enden mit dem Auftritt des „Morgensterns“ , der hellen Venus. Allerdings wird sie erst eine Stunde vor Sonnenaufgang am Osthorizont sichtbar in der bereits hellen Morgendämmerung. So können wir leider nicht erkennen, dass Venus im Sternbild Stier in der Nähe des Siebengestirns wandert. Wenn die Sicht klar ist, so kann es uns aber am 24. Juni kurz vor Sonnenaufgang gelingen, zumindest die Begegnung der Venus mit der schlanken Sichel des abnehmenden Mondes zu genießen.
Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann im Internet zusammen mit dem dazugehörenden Sternen-Podcast heruntergeladen werden unter: www.abendblatt.de/sterne