Die Verunreinigung der Nährlösung in Mainz geschah bereits vor der Anlieferung in der Klinik. Die dortigen Mitarbeiter sind entlastet.
Mainz. Das Ergebnis der Ermittlungen zum Tod dreier Säuglinge in der Mainzer Uniklinik entlastet die dortigen Mitarbeiter . Quelle der Verunreinigung der Nährlösung mit Darmbakterien ist eine Glasflasche, die schon vor der Anlieferung in die Klinik im Juni beschädigt worden war. Das teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth am Freitag mit.
Die Flasche gelte als bruchsicher, und der Schaden sei nicht ohne Weiteres erkennbar gewesen. Die Flasche wurde nach Angaben der Ermittler beschädigt, nachdem die Lösung beim Herstellbetrieb eingefüllt worden war. Möglicherweise seien die Bakterien aus dem Etikett oder dem Klebstoff des Etiketts durch einen Haarriss hineingelangt. Bei der Untersuchung wurden hohe Mengen Endotoxine, Zerfallsprodukte von Bakterien, gefunden. Laut Prof. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene der Uni Bonn, wurden 10 000 Keime pro Milliliter gefunden; im Trinkwasser seien 100 Keime pro Milliliter erlaubt.
Die Ernährungslösungen werden in der Apotheke der Mainzer Universitätsklinik aus Komponenten externer Hersteller gemixt. Am Ausgangsmaterial wurden keine Darmbakterien gefunden, und auch das Schlauchsystem war nicht belastet. Demnach sei den Mitarbeitern der Klinik kein schuldhaftes Verhalten vorzuwerfen, so Mieth.
Am Freitag vergangener Woche hatten zehn Babys die verunreinigte Nährlösung erhalten. In ihren Blutkreislauf gelangten die Darmbakterien Escherichia hermannii und Enterobacter cloacae. Am Sonnabend starben zwei Säuglinge mit schweren Grunderkrankungen. Am Montag starb das dritte Baby, ein in der 24. Schwangerschaftswoche geborenes Frühchen. Die anderen vier Kinder mit zunächst kritischem Zustand waren am Dienstag außer Lebensgefahr. Es steht noch nicht fest, ob die Darmbakterien in der Nährlösung zu den Todesfällen führten. "Mit den endgültigen Ergebnissen rechnen wir in einigen Wochen", sagte Mieth.
Mit den Erkenntnissen zum Verunreinigungs-Vorgang endet immerhin die bange Anspannung der beiden pharmazeutisch-technischen Assistenten, die die verseuchte Nährlösung herausgegeben hatten. "Wir sehen uns durch die Ergebnisse komplett entlastet", sagte die Direktorin der Klinik-Apotheke, Prof. Irene Krämer. Die Apotheken-Mitarbeiter seien erleichtert, die psychische Belastung für sie war groß. "Für mich war die größte Befürchtung, dass die Ursache nicht gefunden wird und wir ein Leben lang in Unsicherheit geblieben wären."