Eyjafjallajökull, so lautet der schwer aussprechbare Name des isländischen Gletschers, der seit gestern in ganz Europa bekannt ist.
Wie lange kann so ein Vulkan wie der, der jetzt unter dem isländischen Gletscher Eyjafjallajökull ausgebrochen ist, Asche abwerfen?
Es kann schon morgen vorbei sein oder auch Wochen oder Monate andauern. Der Vulkan ist schon seit Monaten aktiv und soll noch mehr Asche ausspucken. Es gibt kein Anzeichen, dass sich die Aktivität unter dem Gletscher Eyjafjallajökull abschwächt, sagt der Vulkanforscher Armann Hoskuldsson von der Universität von Island. "Es wird noch stärker, aber Lava wird es nicht geben - es ist eine rein explosive Eruption."
Wie kommt die Asche in den Himmel?
Die Asche entsteht durch die vulkanische Aktivität, bei der neues Magma an die Erdoberfläche gefördert wird. Auf Island ist das Magma mit Gletschereis in Berührung gekommen. Hierbei entsteht explosionsartig Wasserdampf, das Wasservolumen nimmt um den Faktor 1000 zu, und Gestein wird pulverisiert und in die Luft gewirbelt. Die gravierenden Auswirkungen der Aschewolke aus Island in Teilen Europas sind nach Ansicht des Würzburger Vulkanologen Bernd Zimanowski in erster Linie ein meteorologisches Phänomen. In diesem speziellen Fall treibt ein starker Jetstream die Aschewolke mit 420 km/h in Richtung Südost und damit in den Einflussbereich von Großbritannien, Irland und eben auch Deutschland.
Wieso gibt es in Island Vulkane?
Island ist - bezogen auf seine Fläche - weltweit das seismisch aktivste Land. Die Spalte zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Platte sorgt für nachhaltige Unruhe. Dass sie diagonal durch den Inselstaat führt, ist kein Zufall. Sie hat erst dafür gesorgt, dass das bergige Nordland überhaupt aus dem Meeresspiegel herausragt. Noch in unserer Zeit bilden sich neue Inseln vor der isländischen Küste als Folge eines Vulkanausbruchs, der sich zunächst unter, später über der Wasseroberfläche ereignet.
Droht der Sommer jetzt auszufallen?
Im Nahbereich des Ausbruchs kann es zu einer kurzen Verdunklung und plötzlichen Niederschlägen kommen. Der Staubschleier könnte Nordeuropa auf Monate hinaus leicht abkühlen, sagt Thomas Walter vom Geoforschungszentrum Potsdam. Der Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo senkte 1991 die Welt-Durchschnittstemperatur in Bodennähe für zwei Jahre um ein halbes Grad. Caspar David Friedrich hat auf seinem Gemälde "Schiffe im Hafen von Greifswald" die Folgen einer der gewaltigsten Eruptionen abgebildet. Nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora hing abends oft ein tieforangefarbener Wolkenschleier über der Landschaft. Bald zeigten sich die Auswirkungen der Eruption: Die Welt kühlte sich ab, das Jahr 1816 wurde als "Jahr ohne Sommer" bekannt. Die Folge waren Missernten, hohe Getreidepreise und Hungersnöte.
Gefährdet der Staub die Gesundheit?
Die Konzentration der Partikel in der Luft ist zu gering, als dass sie die Atemwege schädigen könnte.
Wie kann die Vulkanasche den Flugverkehr gefährden?
Gesteinspartikel können in die Turbinen geraten, die bei Überschallgeschwindigkeit mit den Schmutzpartikeln kollidieren und überhitzen können. Durch die Teilchen kann auch eine Art Film auf dem Flugzeug entstehen, der erkaltet und erstarrt und so die Aerodynamik verändern kann. "Diesen Film gibt es nur, wenn die Aschepartikel noch heiß sind", sagt Jörg Handwerg, Sprecher und Flugkapitän der Vereinigung Cockpit, was beispielsweise im mehrere Hundert Kilometer von dem Vulkan entfernten London natürlich nicht mehr der Fall sei. "Die Hauptgefahren können Störungen der Messsonden und blinde Scheiben sein", erklärt er. Wenn die Ascheteilchen mit hoher Geschwindigkeit auf die Frontscheibe des Cockpits treffen, wirkt das wie eine Art Sandstrahlgebläse. Davon können die Scheiben blind werden.
Gab es schon einmal eine Aschewolke dieser Art?
Diese Aschewolken sind in anderen Gebieten der Erde sehr häufig, zum Beispiel um den pazifischen Feuergürtel in Südamerika. In Island kommen zurzeit zwei sehr seltene Phänomene auf einmal zusammen: Es ist die erste Eruption dieses Vulkans seit 200 Jahren, und gleichzeitig befördert ein ungewöhnlich starker Jetstream die Aschewolke bis nach Mitteleuropa.
Gibt es Maßnahmen, wie man hätte die Aschewolke verhindern können?
Da die Bewegung der Aschewolke von den Wetterverhältnissen abhängt, kann man keinen Einfluss auf die Verbreitung der Schmutzpartikelwolke nehmen.
Ist schon mal ein Flugzeug durch eine Aschewolke in Not geraten?
In den 80er-Jahren flog eine Boeing 747 der British Airways in eine Staubwolke, und die feinen Körner wirkten wie Schleifpapier auf die Cockpitscheiben und machten sie blind. Der Pilot musste aus einem Seitenfenster schauen, um sicher zu landen. So geschehen 1989. Als eine Boeing 747 der KLM Royal Dutch Airlines in eine Aschewolke des Vulkans Redoubt in Alaska flog, fielen alle Triebwerke aus. Die Maschine sank von 7500 Meter Höhe auf 3600 Meter, bis die Crew die Motoren endlich wieder starten konnte. Das Flugzeug konnte sicher gelandet werden.
Wie weit kann sie sich noch ausbreiten?
Die Wolke kann innerhalb von wenigen Tagen abziehen. Im Moment treibt der Jetstream die Asche jedoch mehrere Tausend Kilometer voran. Die größeren Partikel regnen zum größten Teil vorher ab, aber wenn die Windverhältnisse so bleiben, könnte die Wolke bis nach Ostasien gelangen.