In den Tiefen des Alls lauerte eine Katastrophe. Nach der Explosion an Bord der Apollo 13 konnte nur eine geniale Improvisation die Männer retten.
Die 13 hatte dieser Expedition kein Glück gebracht. Die Zahl schmückte die Raumanzüge der Astronauten der Appollo-13-Mission, die sich an Bord auf die dritte Mondlandung der Raumfahrtgeschichte vorbereiteten. Es war der 13. April 1970, heute vor 40 Jahren: Plötzlich erschüttert eine Explosion das Raumschiff. Die drei Nasa-Astronauten Jack Swigert, James Lovell und Fred Haise spüren starke Vibrationen. Warnlampen schlagen Alarm. Die Erde ist mehr als 320 000 Kilometer entfernt. Die Uhren im Kontrollzentrum Houston zeigen 21.08 Uhr, als Kommandeur Swigert zur Erde funkt: "Houston, wir haben ein Problem." Es sollte der bekannteste Funkspruch der Raumfahrtgeschichte werden.
Dem Funkspruch schließt sich die dramatischste Rettung der Raumfahrtgeschichte an. Sie zieht sich 87 bange Stunden hin.
Die Explosion stellt die drei Männer im Kommandomodul der Apollo zunächst vor ein Rätsel: Was ist passiert? Kontrollanzeigen warnen vor einem Kollaps der Strom-, Wasser- und Lichtversorgung. Und wieder die 13: Genau 13 Minuten nach der Explosion schaut Astronaut Lovell aus dem Fenster. Es ist ein Blick auf die Katastrophe. "Von uns strömt etwas ins ... ins Weltall", funkt er nach Houston. "Es ist irgendein Gas."
Es ist Sauerstoff, der in großem Tempo aus dem Tank entweicht. Was die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Einer der Sauerstofftanks war vor dem Start auf der Erde versehentlich überhitzt und in seinem Inneren beschädigt worden. Die drei Astronauten hatten sich also mit einer tickenden Zeitbombe auf den langen Weg zum Mond gemacht. Jetzt steht ihr Leben auf dem Spiel.
Es schlägt die Stunde der Improvisation. Eine solche Rettung in den Tiefen des Alls - nie zuvor hatte es so etwas gegeben. Einfach kehrtzumachen und zur Erde zurückzufliegen - das funktioniert unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit nicht.
Die Zeit drängt, die Versorgung des Kontrollmoduls droht auszufallen. "Es geht langsam gegen null", funkt Flugdirektor Glynn Lunney aus Houston. Die drei Astronauten retten sich in die angedockte Mondfähre, die eigentlich nur für einen kurzen Abstecher auf den Erdtrabanten gedacht war.
Im Bodenzentrum Houston laufen die Rechner heiß - und die Köpfe der Experten. Sie arbeiten an einem kühnen Plan: Die schwer beschädigte Apollo 13 soll weiter zum Mond fliegen. Auf eine Landung wird verzichtet, stattdessen soll das Raumschiff den Mond einmal umrunden und auf der Rückseite des Mondes das Schwerkraftfeld ausnutzen, um genug Schwung für die Rückkehr zur Erde zu bekommen.
Das Problem: Die rettende Mondfähre war ausgerüstet, um zwei Männer für zwei Tage am Leben zu halten. Nun sollten drei Männer darin vier Tage verbringen. Sauerstoff gab es im Mondmodul genug, aber zu wenig Wasser und Strom.
Das Leben der Astronauten gerät an die Grenze des Erträglichen. Um Energie zu sparen, lassen sie die Temperatur auf nahe dem Nullpunkt sinken. An den Wänden bildet sich Eis. Schlaf ist fast unmöglich. Pro Person gibt es 200 Gramm Wasser pro Tag. Die Mannschaft versucht, den Wasserbedarf mit feuchten Fertiglebensmitteln zu stillen: Sie essen Hotdogs gegen den Durst. Die Astronauten dehydrieren. Lovell verliert 14 Pfund Körpergewicht.
Noch einmal gerät das Leben der Mannschaft in akute Gefahr: Die Luftfilter sind überfordert, in der Luft im Mondmodul steigt die Konzentration des giftigen Kohlendioxids. Im Wettlauf mit der Uhr suchen Nasa-Ingenieure in Houston nach einem Weg, wie die Astronauten einen Filter basteln können - aus Plastiktüten, Pappe, Klebeband, Socken. Sie funken eine Bauanleitung ins All. Das improvisierte Gerät funktioniert - ein Triumph.
Wenige Stunden vor der geplanten Landung steigen die Astronauten in die unbeschädigte Landekapsel. Am 17. April 1970 treten sie in die Erdatmosphäre ein und gehen im Pazifik nieder, wo sie ein US-Kriegsschiff aus dem Wasser rettet. Die Männer werden als Helden gefeiert. Swigert stirbt 1982 an Krebs. Lovell und Haise sind noch am Leben, sie haben 1995 an der erfolgreichen Verfilmung der Mission mit Tom Hanks mitgewirkt.