Je reicher das Land, desto weniger Kinder werden geboren. Inzwischen lebt mehr als die Hälfte aller Menschen in Regionen, in denen jede Frau nur zwei Kinder zur Welt bringt.
Aber diese Entwicklung ist nicht unumkehrbar. In Gesellschaften mit sehr hoher Wirtschaftskraft, gutem Bildungsgrad und hoher Lebenserwartung steige die Geburtenrate langsam, aber stetig an, schreiben Forscher aus den USA und Italien in der aktuellen Ausgabe des britischen Journals "Nature" (Bd. 460). Die Furcht vor Überalterung oder gar vor dem Aussterben der eigenen Bevölkerung halten sie für unbegründet.
Wissenschaftler um den Forscher Mikko Myrskylä von der Universität Philadelphia (US-Bundesstaat Pennsylvania ) analysierten Daten aus 24 Ländern, die im Zeitraum von 1975 bis 2005 erhoben worden waren. Sie erfassten die Geburtenraten und den Human Development Index (HDI). Der vom pakistanischen Ökonomen Mahbub ul Haq zusammen mit dem indischen Nobelpreisträger Amartya Sen und dem britischen Ökonom Meghnad Desai entwickelte Index erfasst Wirtschaftskraft, Lebenserwartung und Bildungsstand.
Die überraschende Erkenntnis: Bei sehr hohen HDI-Werten nimmt die Gebärfreudigkeit wieder zu. Das gelte beispielsweise für die USA und die Niederlande. Die Konsequenz für die hoch entwickelten Länder sei, in Bildung, Gesundheit und Arbeitsplätze zu investieren, die Gleichberechtigung voranzutreiben. Dann könnte auch die Geburtenrate wieder steigen. Im Ranking des Uno-Enwicklungsprogramms, das die HDI-Werte veröffentlicht, lag Deutschland 2008 auf Platz 22. Island, Norwegen und Australien belegten die ersten drei Plätze.