Der Klimawandel hält für Deutschland künftig vor allem Sonne und heftige Gewitter in heißen Sommern sowie ausgiebigen Niederschlag in milden Wintern bereit.
Berlin. Der Klimawandel macht sich in diesem Jahr bereits deutlich bemerkbar. Von Januar bis April sei es im Vergleich zum langjährigen Mittelwert um 0,9 Grad zu warm gewesen, hieß es auf der jährlichen Klima-Pressekonferenz des Deutschen Wetterdienstes am Donnerstag. Der langfristige Trend zu steigenden Temperaturen hierzulande und weltweit sei ungebrochen, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker in Berlin. In den USA sei das erste Quartal 2012 gar das wärmste seit 1895 gewesen.
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Becker appellierte an Bund, Länder und Kommunen, den Folgen der Klimaveränderung wie starke Regenfälle oder Dürre durch gesetzliche Regelungen vorzubeugen. Beim Hochwasserschutz etwa seien noch eine Reihe von Maßnahmen nötig.
Dass durch den Klimawandel die Temperaturen steigen werden und es auch mehr extrem heiße Tage geben wird, steht laut dem DWD-Vizepräsidenten fest. Wie sich hingegen Sonnenscheindauer oder Wind in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden, müsse noch erforscht werden, sagte Becker mit Blick auf die Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen.
2011 war mit einer durchschnittlichen Temperatur von 9,6 Grad das viertwärmste Jahr seit Beginn der deutschlandweiten Messungen 1881. 2010 war hingegen mit 7,9 Grad das erste zu kühle Jahr seit 1996 gewesen. „Ein einzelnes zu kühles Jahr sagt nichts über Trends aus“, stellte der Leiter Bereich Klimaanalyse, Gerhard Müller-Westermeier, am Donnerstag klar: „Der Klimawandel hat seine Richtung nicht geändert.“
Der Klimawandel hält für Deutschland künftig vor allem Sonne und heftige Gewitter in heißen Sommern sowie ausgiebigen Niederschlag in milden Wintern bereit. Regional werden die Auswirkungen jedoch sehr unterschiedlich sein, bilanzierte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag in Berlin. Dort stellte er aktuelle Deutschland-Daten sowie Klimatendenzen auf der Basis von fast zwei Dutzend regionalen Klimamodellen vor, die den Zeitraum von 1951 bis 2100 umspannen. Die meisten davon sagen bis zur Jahrhundertwende einen Temperaturanstieg von drei Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel von 8,2 Grad Celsius voraus. „Der Klimawandel wird unsere Wetterlagen verändern. Er wird unsere Wetterküche kräftig in Bewegung bringen“, sagte DWD-Experte Klaus-Jürgen Schreiber.
„Die grundsätzliche Erkenntnis ist: Die Hauptwindsysteme und mit ihnen die Hoch- und Tiefdruckgebiete verlagern sich tendenziell zu den Polen“, sagte Schreiber. Die Folgen daraus: Vor allem im Winterhalbjahr bringen regenreiche Tiefdruckgebiete aus dem Westen künftig öfter gefährliche Starkregen. „Das muss vor allem den Hochwasserschutz interessieren“, sagte Schreiber.
Im Sommer werden feuchte Wetterlagen hingegen insgesamt seltener. Trockene Hochdrucklagen über der Nordsee bleiben den Prognosen zufolge stabil: „Das führt zu mehr Trockenheit und tendenziell mehr Dürren, Niedrigwasser und Risiken im Wassermanagement.“ Vor allem die Landwirtschaft, aber auch Energieversorger und Wasserwerke seien davon betroffen.
Diese Erkenntnisse zum Klimawandel müssten noch viel stärker als bisher in Entwicklungspläne und Gesetze einfließen, forderten die Experten. „Bislang nimmt die Wirtschaft diese Erkenntnisse aber teilweise weniger auf als erwünscht“, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker. Dass der Klimawandel vor allem von Menschen gemacht sei, daran bestehe heute kein Zweifel mehr. „Natürliche Einflüsse wie die Sonnenaktivität spielen dabei ein untergeordnete Rolle“.
Mit Material von dapd und dpa