Weltweite und deutsche Erhebungen zeigen, dass immer mehr Arten bedroht sind

1240 der weltweit erfassten 10 027 Vogelarten sind bedroht, ermittelte die Organisation Birdlife International in ihrer Bestandsaufnahme 2010. Wie in den Vorjahren stieg die Summe der stark bedrohten oder zumindest gefährdeten Arten weiter an, im Vergleich zu 2009 um 13 Spezies. "Das weltweite Artensterben schreitet ungebremst fort", kommentiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) die neuen Zahlen der Roten Liste.

In Deutschland bestehe das Risiko, jede achte heimische Vogelart zu verlieren, warnt der Nabu. Wie auch im Weltmaßstab setzt vor allem die Landwirtschaft der Vogelwelt zu. Während auf globaler Ebene die Ausbreitung von Agrarflächen Lebensräume zerstört, geht es in Deutschland eher um die Nutzungsform. Nabu-Biologe Markus Nipkow: "Der Maisanbau macht mittlerweile fast 18 Prozent der Ackerfläche aus. Riesige Maisäcker ohne Fruchtfolge bieten unseren Feldvögeln keine ausreichende Nahrungsgrundlage, ihr Bruterfolg geht daher gegen null."

Sorgen machen sich die Vogelschützer auch um den Spatzen. Am zweiten Maiwochenende rief der Nabu bundesweit Vogelfans auf, während einer "Stunde der Gartenvögel" alles zu zählen, was in den Blick gerät. Die Auswertung von 24 000 Einsendungen zeigt nun, dass deutlich weniger Haussperlinge gesichtet wurden. Allerdings bleibt der Vogel deutschlandweit an der Spitze der Meldungen. In Hamburg verschlechtert sich der Spatz von Rang fünf auf sechs. Die Plätze eins bis vier belegen wie im Vorjahr Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Elster.

Erfreuliche Zahlen registrierte der Nabu beim Gartenrotschwanz; er sei deutschlandweit etwa doppelt so häufig gemeldet worden wie 2009. Und auch die internationale Rote Liste nennt Gewinner. So erholten sich in der EU geschützte Arten wie Schwarzstorch, Kranich, Seeadler, Wanderfalke und Uhu dank Jagdverbote und Naturschutz.

79 Prozent der 1240 weltweit bedrohten Vögel leben in subtropischen und tropischen Wäldern. Auch hier gab es gestern eine Erfolgsmeldung: Der Gelbohrsittich galt als ausgestorben, bevor Naturschützer 1998 eine Kolonie mit 81 Tieren in den kolumbianischen Anden entdeckten. Es wurde ein großes Schutzprogramm geschaffen - heute wird der Bestand auf mehr als 1000 Sittiche geschätzt.