Noch immer sprudeln die Überschüsse, doch die Börse verlangt mehr. Google leidet unter sinkenden Werbeerlösen. Und Yahoo rüstet zum Großangriff.
San Francisco/New York. Der Internet-Gigant Google hat trotz eines deutlichen Gewinnsprungs im ersten Quartal die Erwartungen der Anleger enttäuscht. Von Januar bis März fiel der Gewinn um 32 Prozent höher aus als im Vorjahreszeitraum, der Umsatz legte um 19 Prozent zu, wie Google am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten aber mehr erwartet. Die Aktie verlor im nachbörslichen Handel knapp drei Prozent.
Und das hat einen handfesten Grund: Der erfolgsverwöhnte Konzern kann auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets im Schnitt nicht so hohe Werbeerlöse erzielen wie auf herkömmlichen Computern. Der Durchschnittspreis für eine Online-Anzeige sank im ersten Quartal um neun Prozent, wie der Internet-Konzern mitteilte.
Außerdem expandiert Google stark in Schwellenländern, wo für gewöhnlich auch geringere Raten genommen werden. Facebook und Twitter können ebenfalls für Werbung auf mobilen Geräten nicht so hohe Preise wie auf herkömmlichen Computern verlangen.
Der Google-Umsatz im Quartal betrug 15,42 Milliarden Dollar. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt aber mit 15,54 Milliarden Dollar gerechnet. Im Vergleich mit Yahoo ist Google damit weiterhin dominant. Die Erlöse des Rivalen legten im ersten Quartal nur minimal auf 1,08 Milliarden Dollar zu.
Dennoch will Yahoo-Chefin Marissa Mayer Medienberichten zufolge Google als Standard-Suchmaschine von Apple-Geräten verdrängen. Es gebe detaillierte Vorschläge, wie die Apple-Manager überzeugt werden sollten, berichtete das Technologienachrichten-Portal „Re/code“ unter Berufung auf Yahoo-Kreise. Dem Blog „Apple Insider“ zufolge hat sich die frühere Google-Managerin Mayer schon die Unterstützung von einigen Apple-Führungskräften gesichert.
Google Search ist die Suchmaschine, die auf Apple-Produkten wie dem iPhone oder iPad voreingestellt ist. Dadurch werden riesige Mengen an Internetverkehr zu Google gelenkt, die der Konzern über die Anzeigenvermarktung zu Geld machen kann. Laut „Apple Insider“ zahlt Google Apple dafür rund eine Milliarde Dollar jährlich.
Wie Yahoo will auch Google mit Zukäufen in neue Bereiche vorstoßen. Unter anderem wird auf den Minicomputer Google Glass gesetzt, der wie eine Brille getragen wird. Auch die Vernetzung von Haushaltsgeräten steht im Fokus. Im Januar hatte Google dafür den Anbieter intelligenter Wärmesteuerungen für Wohnungen, Nest, für 3,2 Milliarden Dollar übernommen.
Zuletzt hatte das Unternehmen unter anderem den Solardrohnen-Hersteller Titan Aerospace übernommen.
Unter dem Strich verdiente Google im abgelaufenen Quartal 3,45 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von drei Prozent entspricht. Belastet wurde das Ergebnis vom defizitären Handy-Hersteller Motorola. Hier fiel ein Verlust von 198 Millionen Dollar an. Motorola soll an den chinesischen PC-Hersteller Lenovo verkauft werden.
Der Google-Konkurrent Facebook will am Mittwoch kommender Woche seine jüngsten Quartalszahlen vorlegen. Twitter folgt in der Woche darauf am 29. April.