Eine Warnung von Thomas Andre
Die einen beschwören schon eine neue Dimension des Lebens in Digitalien und hoffen auf eine neue Entwicklungsstufe der Internet-Technologie, die anderen lassen Fäuste sprechen. Wegen einer Brille. Einer ganz besonderen, klar, futuristisch wirkt sie – wie einst Mobiltelefone, die wie von outer space anmuteten. Damals, als manche noch den guten Bakelitknochen für modern hielten.
Die neuen Brillen sind von der Riesenfirma Google, deswegen heißen sie „Google Glass“. Etwa ein Jahr sind die Dinger mit jeweils einem dicken und dünnen Bügel in der Probephase gewesen, nun wurde in den USA ein Tag lang das Doppel-Glasauge mit Internetanschluss, von dem niemand so genau weiß, für was es eigentlich gut ist, im freien Verkauf für schlanke 1500 Dollar das Stück feilgeboten.
Es wäre nicht weiter schlimm, wenn wir von dem Autisteninstrument noch eine Weile verschont bleiben. Nach allem, was man hört, kann man mit der Brille reden. Das Fielmanngestell kann das bis heute nicht! Aber das Fielmanngestell provoziert auch nicht. Es kann nämlich keine Fotos aufnehmen und keine Filme, es stellt keine Fragen an den Datenschutz, es ruft die Verkehrspolizei nicht auf den Plan und auch keine Kinobetreiber. Wer mit der Google-Brille rumläuft, macht sich verdächtig, und als Early Adopter erntet man Ruhm nur bei Technik-Nerds. Weil wir keine Technikfeinde sind, warten wir ab, sagen aber auch: Vierauge, sei wachsam.