Überraschungen blieben bei der Vorstellung des neuen Modells in San Francisco aus, dafür bekommt das iPhone 5 einen größeren Bildschirm und eine schnellere Internetverbindung verpasst. Dazu ist das Gerät dünner und leichter als das Vorgängermodell. Analysten rechnen trotz der fehlenden Überraschungen mit einem Verkaufserfolg.

San Francisco. Viel Neues, aber wenig Revolutionäres beim iPhone 5: Apple frischt seinen Verkaufsschlager auf und will so seinen Erfolg auf dem Smartphone-Markt sichern. Überraschungen blieben bei der Vorstellung des neuen Modells in San Francisco aus, dafür bekommt das iPhone 5 einen größeren Bildschirm und eine schnellere Internetverbindung verpasst. Dazu ist das Gerät dünner und leichter als das Vorgängermodell. Analysten rechnen trotz der fehlenden Überraschungen mit einem Verkaufserfolg.

Größer, schneller, leichter

Das neue Modell des iPhones ist mit 7,6 Millimetern knapp ein Fünftel dünner als das Vorgängermodell und verfügt über einen größeren Bildschirm von vier Zoll. Der schafft Platz für eine weitere Reihe von App-Symbolen. Außerdem schließt Apple so zur Konkurrenz auf: Samsung bietet bereits Handys mit einem Bildschirm von 4,8 Zoll an, noch ein Stück größer als der des iPhone 5. Da dass Handy zwar höher, aber nicht breiter geworden ist, lassen sich alle Bereiche des Bildschirms noch gut mit dem Daumen erreichen, betonte Apple-Manager Phil Schiller.

Das neue Gerät kann über die superschnelle Technologie LTE mit dem Internet verbunden werden. In Deutschland ist diese Technologie lediglich im Netz der Deutschen Telekom verfügbar. Schneller ist auch das Gerät selbst, es kommt mit einem neuen Chip, A6. Dadurch lassen sich beispielsweise Programme zügiger öffnen.

Geschrumpftes Ladegerät braucht Adapter

Außerdem hat Apple das Anschlusskabel des Handys geschrumpft. Das könnte für Unmut bei Kunden sorgen, denn das neue iPhone kann so nicht mehr an bestehendes Zubehör wie Lautsprecher angeschlossen werden. Dazu benötigen Nutzer einen Adapter, den sie extra kaufen müssen. In Apples Online-Laden werden dafür knapp 40 Euro verlangt.

Die Kamera behält zwar ihre acht Megapixel, bekommt jedoch zusätzlich eine Funktion zum Knipsen von Panoramafotos. Sie soll auch bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Fotos ermöglichen. Auf die Kamerafunktion setzte auch Nokia mit neuen Modellen, die der angeschlagene Handyhersteller vergangene Woche vorstellte. Nokias neues Lumia-Modell soll dank einer Stabilisierungsfunktion weniger verwackelte Fotos ermöglichen. Außerdem lässt sich das Handy kabellos aufladen, indem es auf einem Ladekissen abgelegt wird.

Apple präsentiert wenige Überraschungen

Solche Überraschungen gab es bei Apple nicht. „Ist das iPhone 5 langweilig?“, fragte nicht nur das „Wall Street Journal“. Das Technologie-Blog TechCrunch hält dagegen: Apple habe das iPhone inzwischen so perfektioniert, dass nur noch kleine Änderungen zu erwarten seien. Apple setze explizit auf den Wiedererkennungswert.

Verkaufen wird sich das iPhone 5 vermutlich dennoch bestens. Von dem Vorgängermodell 4S hatte Apple am ersten Verkaufswochenende vier Millionen Geräte losgeschlagen. Analysten rechneten im Vorfeld der Neuvorstellung damit, dass das iPhone 5 sich noch besser verkaufen würde. Das ist für Apple besonders wichtig. Das iPhone machte im vergangenen Quartal knapp die Hälfte (46 Prozent) des Unternehmensumsatzes aus.

In Deutschland soll die neue Version am 21. September auf den Markt kommen. Apples Webseite zufolge schlägt das Gerät mit mindestens 680 Euro zu Buche und wird in drei Versionen mit 16, 32 oder 64 Gigabyte Speicherplatz ausgeliefert. Ab Freitag (14. September) können es Kunden vorbestellen. ...


...Und das ist die große Konkurrenz

Apple kann nach Einschätzung von Experten vom überraschend schnellen Verkaufsstart seines neuen iPhones kräftig profitieren. Vom iPhone 5 könnten dadurch in der ersten Woche am Markt mehr als doppelt so viele Geräte verkauft werden wie vom Vorgängermodell im vergangenen Jahr, schätzten Analysten am Donnerstag. Dies werde vor allem Konkurrenten wie Nokia, HTC und den angeschlagenen Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) unter Druck bringen. Nach der Vorstellung des neuen iPhone am Mittwoch sollen die ersten Geräte bereits am Freitag nächster Woche in den USA, Deutschland und acht anderen Ländern verkauft werden. Das wäre die schnellste Markteinführung für ein Apple-Handy. Bis zum Jahresende soll es in 100 weiteren Ländern verfügbar sein.

Mehrere Analysten hoben deswegen auch ihr Kursziel für die Apple-Aktie an. So nannten etwa die Experten von Barclays Equity Research die hohe Geschwindigkeit der Markteinführung als einen Grund für die Erhöhung des Kursziels auf 810 Dollar von 750 Dollar. RBC Capital Markets ging davon aus, dass der US-Konzern nun bis zum Ende des Monats acht bis zehn Millionen der neuen Geräte verkaufen wird. Das könne in dem Zeitraum einen um bis zu fünf Milliarden Dollar höheren Umsatz bedeuten. Auch RBC erhöhte sein Kursziel für Apple um 50 Dollar auf 750 Dollar.

Ein Überblick:

Samsung mit dem Galaxy S3: Der Konkurrent aus Südkorea belegte zuletzt klar die Spitzenposition im Smartphone-Markt. Das im Mai vorgestellte Galaxy S3 ist das Spitzenmodell von Samsung. Dessen Bildschirm ist mit 4,8 Zoll (12,2 cm) deutlich größer als das iPhone 5 mit 4 Zoll (10,16 cm). Es unterstützt zumindest in einigen Varianten wie das neue iPhone den schnellen LTE-Datenfunk, hat aber auch noch einige Funktionen mehr. So enthält das S3 einen NFC-Funkchip, den mobile Bezahlsysteme nutzen können. Entsperren kann man das Gerät statt der üblichen Gestenbewegungen auch per Gesichtserkennung. Apples sprechendem Assistenten Siri setzt Samsung beim S3 die Sprachsteuerung S Voice entgegen. Die Batterie kann im Gegensatz zum iPhone 5 auch kabellos aufgeladen werden.

Nokias Lumia 920 und andere Smartphones mit Windows Phone 8: Microsoft will in diesem Herbst eine Großoffensive mit seinem neuen mobilen Betriebssystem starten. Ausführlich vorgestellt hat bisher nur Nokia seine zwei Modelle. Das Lumia 920 als neues Top-Gerät des einstigen Branchenführers hat einen größeren Bildschirm als das iPhone 5, die Diagonale beträgt 4,5 Zoll (11,4 cm). Auch das Lumia hat einen NFC-Chip und der Akku lässt sich auf speziellen Ladestationen kabellos aufladen. Besonderes Augenmerk legte Nokia auf die Kamera: Sie bekam eine optische Stabilisierungsfunktion, die für deutlich schärfere Bilder bei Videos und schlechten Lichtverhältnissen sorgen soll. Allerdings hat Nokia bisher weder Preis noch Starttermin genannt. Samsung zeigte auf der IFA in Berlin kurz sein Windows-Phone-8-Telefon Ativ S, über das aber kaum etwas bekannt ist.

HTC One XL: Der Rivale aus Taiwan ist auch auf den LTE-Zug aufgesprungen. Im Unterschied zum iPhone 5 unterstützt das One XL alle drei in Deutschland genutzten LTE-Frequenzen 800, 1800 und 2600 MHz. Das neue iPhone kann davon nur im 1800-MHz-Band arbeiten – damit gibt es für Nutzer in Deutschland LTE lediglich im Netz der Deutschen Telekom. Der Bildschirm des One XL ist mit 4,7 Zoll (11,94 cm) fast so groß wie bei Samsungs Galaxy S3. Für ein besseres Musik-Erlebnis gibt es von HTC Ohrhörer der Marke Beats Audio dazu. # dpa-

Mit Material von dapd und dpa