Die Facebook-App für Smartphones soll SMS der Nutzer lesen können. Die YouTube-App soll sogar unbemerkt Fotos und Videos machen können.
Hamburg. Die Sunday Times wirft Facebook vor, dass die Socialmedia-App für Smartphones Kurznachrichten der Nutzer ausspäht. Die Daten dienten zur Verbesserung eines eigenen Nachrichtensystems, das kurz vor der Veröffentlichung stünde, so der Bericht, der nur gegen Bezahlung lesbar ist.
Die Facebook-App soll sich die Rechte für das Lesen und Schreiben von SMS erteilen lassen. Darüberhinaus soll auch noch der Zugriff auf weitere Daten des Nutzers bestehen.
Facebook dagegen wies die Vorwürfe gegenüber dem "BusinessInsider" als falsch zurück. Niemand im Unternehmen würde Textnachrichten der Mitglieder lesen. Es gebe lediglich eine Voreinstellung der Facebook-App im Android-Store, die den Schreib- und Lesezugriff gestatte. Die Facebook-App enthalte einen Code, der für die Kommunikation mit dem SMS-Bereich des Smartphones gedacht ist. Diese Funktion sei zu Testzwecken integriert. Man habe aber keine Tests mit der Öffentlichkeit vorgenommen.
Facebook erklärte weiter, dass diese Funktion integriert wurde, um einige Produkte zu testen, die die SMS-Technik als Teil der Handys benötigten. Diese sollten mit der Facebook App kommunizieren. Es gehe um die Integration dieser Funktionen. Viele andere Apps würden diese Art des Zugriffs ebenfalls erlauben - wenn es zum Beispiel darum gehe, die standardmäßig voreingestellte SMS-Software durch eine App zu ersetzen. Überdies könnten SMS auch für Bezahlzwecke genutzt werden. Allerdings bedeute das keinesfalls, dass Facebook an einer entsprechenden Entwicklung arbeite. "Nochmals, das heißt nicht, dass wir Derartiges auf den Markt bringen wollen. Das ist nur ein Beispiel, wieso eine solche App derartige Zugriffsrechte besitzt."
In dem Artikel der Sunday Times ist weiter die Rede davon, dass Facebook nicht das einzige Unternehmen ist, das sich diesen Zugriff auf persönliche Daten der Smartphonebesitzer nutze. So wurden auch der Yahoo Messenger, die Dating-Seite Badoo oder das Bilder-Portal Flickr genannt, die ebenfalls auf Textnachrichten zugreifen können sollen, wenn Nutzer entsprechende Apps installiert haben.
Yahoo! dementiert dies in einem Statement an abendblatt.de. Demnach habe Datenschutz und Sicherheit bei Yahoo! oberste Priorität. "So nutzen wir auch in unserem gesamten mobilen Angebot - darunter die Yahoo! Messenger und die Flickr Android Apps – Informationen grundsätzlich autorisiert und im Einklang mit unseren Datenschutzbestimmungen. Abgesehen von der Registrierung nutzen die Flickr- und Yahoo! Messenger-Apps die SMS-Erlaubnis von Android nicht," hieß es in dem Schreiben
Yahoo! erklärt weiter, dass nur dann eine SMS genutzt werde, wenn ein Nutzer sich für einen neuen Yahoo!- oder Flickr-Account via App registriert. Diese SMS werde genutzt um klarzustellen, dass es sich um einen echten Nutzer mit einem echten Mobiltelefon handelt und nicht um einen Spammer oder eine missbräuchliche Registrierung. "Die Nutzung von SMS erlaubt es Yahoo!, die Registrierung schnell und einfach zu machen und es ist eine sichere Alternative zu CAPTCHA für die Registrierung per Mobiltelefon", schreibt das Unternehmen.
Dagegen soll die App der Video-Plattform YouTube imstande sein, aus der Entfernung auf die Smartphone-Kamera des Users zuzugreifen und jederzeit Fotos und Videos zu machen. Google, der YouTube-Betreiber, hat diese Meldung bislang nicht kommentiert.
Welche Daten die Unternehmen genau abgreifen und was sie dann damit anfangen, darüber kann die Londoner Zeitung nur spekulieren.