Das Unternehmen unter Tim Cook lässt überraschen die Katze aus dem Sack - erst vor wenigen Monaten hatte Apple Betriebssystem Lion vorgestellt.
Berlin. Erst vor acht Monaten hat Apple mit OS X 10.7 Lion ein neues Betriebssystem für seine Macs gestartet. Doch der Nachfolger des Löwen soll schon im Sommer unter dem Namen OS X 10.8 Mountain Lion auf den Markt kommen. „Wir haben so viele Innovationen auf Lager, dass wir die Vorstellung eines neuen Systems nicht künstlich nach hinten verschieben wollen“, sagte ein Apple-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Außerdem sehe Apple, dass die neuen OS-X-Versionen schnell von der Kundschaft akzeptiert würden. Nach acht Monaten arbeiteten demnach bereits 30 Prozent aller Macs mit OS X Lion und weitere 50 Prozent mit der Vorgänger-Version Snow Leopard.
Mit OS X Mountain Lion wird der Mac viel stärker mit iCloud verbunden als bisher. Das sehen die Nutzer schon beim Umstieg auf das neue System oder beim Kauf eines neuen Macs mit Mountain Lion. Direkt beim ersten Hochfahren des Rechners fragt das System nach dem Login zu dem kostenlosen Apple-Onlinedienst. Nutzt man bereits iCloud, werden wie von Geisterhand nicht nur die E-Mail-Konten und Lesezeichen des Browsers übernommen, sondern auch Kalender-Einträge, Dokumente und Notizen. Außerdem stellt iCloud im Mac App Store gekaufte Programme automatisch wieder her, ohne dass die Anwender mühsam nach CDs oder Seriennummern suchen müssen.
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Mit den neuen iCloud-Funktionen können Mac-Besitzer ihre Dokumente künftig auch mit iPhones oder iPads abrufen. Außerdem lassen sich via iCloud Einträge in den Anwendungen Reminders oder Notes online abgleichen, damit man die Erinnerungen und Notizen von unterwegs sehen und verändern kann. Apple stellt diese Funktionen aber nicht nur in den eigenen Anwendungen zur Verfügung, sondern bietet eine Schnittstelle (API) an, so dass auch andere Softwarehersteller auf dieses System zugreifen können.
Von den iOS-Geräten bekannt ist die Anwendung Messages, die auf dem Mac das Programm iChat ablöst. Messages kann SMS-ähnliche Kurzmitteilungen (iMessages) an iPhones, iPad, einen iPod touch oder einen anderen Mac senden, wenn dort ebenfalls Mountain Lion läuft. Gebühren fallen dafür nicht an. Über Messages lassen sich auch Fotos und Videos austauschen und Videokonferenzen via FaceTime einleiten. Apple verschlüsselt die Mitteilungen, so dass die Unterhaltungen nicht belauscht werden können.
Nicht neu für iOS-Anwender ist auch die Benachrichtigungszentrale im Mac, die Apple Notification Center nennt. Diese Neuerung hatte sich die Firma für iOS 5 vom Smartphone-Konkurrenzsystem Android abgeschaut. Auf dem Bildschirm blenden sich Benachrichtigungen über neue E-Mails, Twitter-Einträge oder Erinnerungen aus dem Kalender oder der ToDo-Liste ein und wieder aus. Mit einer Wischbewegung auf dem Touchpad kann man die komplette Liste der Benachrichtigungen sehen. Auch diese Funktion kann von Drittherstellern über eine API angesprochen werden.
Aus dem iOS hat Apple außerdem die Funktion „Share Sheets“ übernommen, mit der man Dokumente, Fotos, Videos und Weblinks via E-Mail, iMessage odeer Dienste wie Twitter, Flickr, AirDrop und Vimeo austauschen kann. Der Kurzmitteilungsdienst Twitter wurde wie in iOS auf Systemebene integriert, so dass künftig aus allen denkbaren Anwendungen heraus getwittert werden kann. Aus der Welt des iPod touch, iPhone und iPad stammt auch das Game Center, das mit Mountain Lion zum ersten Mal auf den Mac kommt. In dem Spiele-Netzwerk kann man sich mit anderen Spielern verbinden und gegeneinander antreten.
Über AirPlay Mirroring kann man nun auch Inhalte vom Mac-Bildschirm drahtlos an einen Fernseher schicken, vorausgesetzt an dem Gerät hängt eine kleine AppleTV-Box. Videos können in einer Auflösung bis 720p (1280 mal 720 Pixel) übertragen werden. Das System eignet sich aber auch für Präsentationen, die sonst eher mit einem Beamer vorgeführt werden.
Mit Mountain Lion überarbeitet Apple auch sein Sicherheitskonzept. Unter den Namen Gatekeeper (Torwächter) bietet das System neue Optionen beim Installieren von Software. Die Administratoren eines Macs können nun festlegen, aus welchen Quellen Programme installiert werden können. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt nur noch Software aus dem Mac App Store zu, die zuvor von Apple auf mögliche Schadfunktionen überprüft wurde.
Damit aber auch Programme, die außerhalb des Apple-Universums vertrieben werden, nicht unnötig blockiert werden, führt Apple eine Developer-ID ein. Damit können Entwickler identifiziert und bei Missbrauch geblockt werden. Apple lässt allerdings weiterhin Installationen aus Quellen ohne ID zu. Dabei werden die Anwender wie bisher davor gewarnt, dass die Anwendungen aus dem Web geladen wurden. Wurde eine App von Apple bereits als Malware identifiziert, landet sie im Papierkorb, noch bevor sie geöffnet werden kann. Außerdem warnt der Apple-Browser Safari vor bekannten Malware-Websites, über die Schadprogramme verteilt werden.
In den kommenden Wochen und Monaten werden sich zuerst nur die Entwickler mit dem neuen System beschäftigen können. Die Anwender können OS X Mountain Lion dann „im Sommer“ im Mac App Store kaufen - also vermutlich vor dem Starttermin von Windows 8. Das genaue Launch-Datum und den Preis will Apple noch nicht verraten. Für das Upgrade auf Lion hatte Apple 24 Euro verlangt. Experten gehen davon aus, dass sich der Preis in ähnlichen Größenordnungen bewegen wird.