Das La Fayette ist sehr international geprägt. Und in der Küche hat eine Frau die Mütze auf, die am liebsten südländisch kocht.

Eine deutsche Straße, ein französischer Name, der aber etwas mit den USA zu tun hat, Gerichte, die nach Sonne, Süden und Mittelmeer schmecken. Und das alles auf der Uhlenhorst in Hamburg. So international ist das Restaurant La ­Fayette.

Seit 1979 ist das Lokal die gastronomische Heimat von Richard Röhrich. Der Mann aus der Oberpfalz ist vorher viel herumgekommen: Ausbildung zum Koch im Bayerischen Hof in München, Stationen in besten Häusern in Zürich, Rom und London. Und auch in New York. „Da habe ich im La Grenouille gearbeitet“, erzählt der 67-Jährige. Das Restaurant an der 52. Straße in Manhattan gibt es heute noch.

Röhrich war beeindruckt von dem Betrieb und von der Fassade, die mit rotem Chinalack gestrichen war. Er nahm sich vor, diese Farbe auch mal in einem eigenen Lokal unterzubringen. 1977 kam der Koch nach Hamburg, arbeitete zwei Jahre lang im Hafenclub an den Landungsbrücken und machte sich dann an der Zimmerstraße in einer ehemaligen Bierkneipe selbstständig. „Und ich blieb meiner amerikanischen Liebe treu mit der Farbe und dem Namen.“ Der geht zurück auf Marie-Joseph Motier, Marquis de La ­Fayette (1757–1834). Dieser kämpfte als französischer General von 1777 bis 1781 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Er wird in den Vereinigten Staaten als Kriegsheld gefeiert, ein Denkmal steht vor dem Weißen Haus in Washington.

Surf & Turf
nach Art des
Restaurants La
Fayette: Iberico-Schwein
mit Gambas
und kleinen
Nudeln
Surf & Turf nach Art des Restaurants La Fayette: Iberico-Schwein mit Gambas und kleinen Nudeln © HA | Marcelo Hernandez

„Ich habe klassisch französisch gekocht“, sagt Röhrich, der seinen Betrieb als „kleine kulinarische Oase auf der Uhlenhorst“ bezeichnet. „Steak Café de Paris, Froschschenkel, Schnecken, Enten- und Gänseleberpasteten, Soufflé Grand Marnier und schwere Saucen auf Butterbasis. Das war der Zeitgeist.“ Bis 2000 stand der Chef selbst am Herd, dann überließ er seiner Frau Nathalie das Feld.

Die Braunschweigerin machte von 1987 bis 1990 ihre Ausbildung im La Fayette und kehrte nach einer Stippvisite in Berlin in die Hansestadt zurück. „Hier habe ich mich wohlgefühlt und konnte mich entwickeln“, sagt die 47-Jährige. Und natürlich trug das auch dazu bei, dass Chef und Angestellte sich ineinander verliebten und ein Ehepaar wurden.

Nathalie Röhrich kocht leichter, moderner, mediterraner als ihr Mann. „Sie hat mich überholt, das erkenne ich neidlos an“, sagt Richard Röhrich. „Ihr Stil ist eben anders.“ Und die Ehefrau freut sich über die Komplimente, weiß aber auch: „Ich habe in meinem Mann einen guten Lehrmeister gehabt. Und vieles funktioniert nur im Team.“ Neben dem Ehepaar gibt es noch drei Angestellte.

Während also Nathalie Röhrich in der Küche den Ton angibt, führt ihr Mann den Service, empfiehlt Weine und plaudert mit den Gästen. „Von denen kommen viele seit Jahrzehnten. Wer bereits als Kind mit den Eltern hier war, ist uns oft auch als Erwachsener treu geblieben.“ Das Hamburger Publikum sei gut informiert und anspruchsvoll. „Heutzutage wird jede Ware aus aller Welt überall hingeliefert. Als ich angefangen habe, gab es in Deutschland zum Beispiel keine Rotbarbe oder Sauerampfer.“

120 Weine stehen zur Auswahl

Heute ist es kein Pro­blem, Iberico-Schwein auf den Tisch zu bringen. Daraus macht Nathalie Röhrich zusammen mit Gambas und kleinen Nudeln ihre Version von Surf & Turf: auf den Punkt gegart, raffiniert, mediterran. Oder das sehr würzige Thunfisch-Tatar, kombiniert mit Wakame (Algen), Forellenkaviar, Kräutern und Wasabicreme: frisch, aromatisch, schmackhaft.

Bei den Weinen stehen 120 Tropfen aus Deutschland, Europa und der Neuen Welt zur Auswahl. Die günstigste Flasche kostet 22 Euro, die offenen Angebote beginnen bei 4,50 Euro für 0,1 Liter. Dauerbrenner auf der Speisekarte, die alle drei bis vier Wochen wechselt, sind die geschmorten Ochsenbäckchen und Bœuf Bourgui­gnon, Kalbsbries und die französische gebratene Blutwurst Boudin noir. Es gibt verschiedene Menüs und saisonale Klassiker wie Ente, Gans oder Grünkohl, diesen aber nicht norddeutsch, sondern im Risotto.

Frisch
und aromatisch
ist das ThunfischTatar,
kombiniert mit
Algen, Forellenkaviar
und Wasabicreme
Frisch und aromatisch ist das ThunfischTatar, kombiniert mit Algen, Forellenkaviar und Wasabicreme © HA | Marcelo Hernandez

„Wir sind keine Surfer und machen keine Wellen mit“, stellt das Ehepaar fest, das für die Einkäufe selbst zum Großmarkt fährt. „Aber wir kochen mit viel Liebe und gehen mit der Zeit.“

Das sieht man auch im frisch renovierten Gastraum. Hier dominieren warme Farben. Die im Terrakotta-Ton gestrichenen Wände schmücken einige Bilder mit mediterranen Szenen. Rot-schwarze Stühle stehen an elegant eingedeckten Tischen. Frische Blumen, gebürsteter Stahl, Spiegel, die Sitzbänke entlang der Wände, die verita­ble Digestif-Auswahl auf der Bar am Eingang sorgen für Akzente. Von den Tischen auf der Empore hat man den Überblick, die Nische für zwei gleich vorne rechts ist sehr beliebt. Große Fenster geben den Blick auf die Straße frei. 40 Plätze hat das Lokal, im Sommer lockt noch eine lauschige Terrasse.

Und nicht zu vergessen die Fassade vom La Fayette in rotem Chinalack. Sie ist neben dem Essen das unverwechselbare Markenzeichen des Restaurants mit seinen Wurzeln in Bayern, Frankreich und New York. Und seiner Heimat seit 37 Jahren auf der Uhlenhorst.