Essen/Hamburg. Die Forscher haben eine Studie zu erhöhtem Krebsrisiko durch Wurstkonsum zur „Unstatistik des Jahres“ erklärt. Wie sie das begründen.
Die Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erhöhtem Krebsrisiko durch Wurstkonsum ist von Wissenschaftlern zur „Unstatistik des Monats“ erklärt worden. Die Berichterstattung über diese Studie habe die Ergebnisse dramatisiert und in Deutschland eine „wahre Wursthysterie“ ausgelöst, kritisierten Forscher des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) am Freitag in Essen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung, eine WHO-Behörde, hatte gewarnt, der tägliche Konsum von 50 Gramm verarbeitetem Fleisch erhöhe das Darmkebs-Risiko um 18 Prozent.
Die Zahl beschreibe aber lediglich das relative Risiko, erläuterten die Forscher: Sie heiße nicht etwa, dass statistisch gesehen von je 100 Menschen 18 mehr an Darmkrebs erkranken. Denn das absolute Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, liege bei etwa fünf Prozent. Dieses Risiko steige durch den täglichen Verzehr von 50 Gramm Wurst lediglich um einen Prozentprozentpunkt auf sechs Prozent. „Das hört sich schon etwas weniger dramatisch an“, schrieben die Wissenschaftler. „Relative Risiken sind ein bewährtes Mittel, die Gefahr zu übertreiben und Menschen Angst zu machen.“
Nur wenige Medien hätten auf den Unterschied zwischen absolutem und relativem Krebsrisiko hingewiesen, monierten der Ökonom und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer. Gesundheitsrisiken in Nahrungsmitteln seien „Turbogeneratoren von Schlagzeilen“. Häufig werde darüber unsachlich berichtet. Im Fall der WHO-Studie hätten „das absolute Darmkrebsrisiko klargestellt und die krebsauslösende Wirkung von Wurst im Vergleich zu anderen Risikofaktoren korrekt eingeordnet“ werden müssen.