Hamburg. In der Hamburg City Health-Studie wird auch die Mundgesundheit untersucht. So sollen Risikofaktoren für Diabetes gefunden werden.

Wie hängen Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch mit Volkskrankheiten wie Diabetes zusammen? Welche Rolle spielt die Vererbung als Risikofaktor für eine Parodontitis? Antworten auf diese Fragen erhoffen sich Prof. Guido Heydecke, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), und seine Kollegen von der Hamburg City Health-Studie (HCHS). In dieser Studie, die kürzlich am UKE gestartet ist, sollen 45.000 Einwohner der Hansestadt regelmäßig untersucht werden. Ziel dieser Studie ist es, bisher unbekannte Risikofaktoren für große Volkskrankheiten zu identifizieren.

Im Rahmen dieser Studie wird auch die Mundgesundheit der Teilnehmer untersucht. „Der Arzt macht sich ein Bild von dem Zustand der Zähne, der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, insbesondere auch davon, ob eine spezielle Entzündung des Zahnfleisches, eine Parodontitis vorliegt. Außerdem wird ein Abstrich aus den Zahnfleischtaschen entnommen, der auf Bakterien untersucht wird“, sagt Heydecke.

Patienten sollen zum Internisten gehen

Ziel ist herauszufinden, ob eine Parodontitis ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ist. „Bisher gibt es schon Hinweise darauf, aber noch keine eindeutigen Belege. Wenn sich dieser Zusammenhang bestätigen sollte, könnte diese Entzündung als Frühwarnzeichen für eine solche Erkrankung genutzt werden. In der Praxis würde das bedeuten, dass wir Patienten mit einer Parodontitis empfehlen, zur Abklärung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes einen Internisten aufzusuchen“, sagt Heydecke.

Neben der Karies ist die Parodontitis die häufigste Erkrankung im Mund. „Die größten Risikofaktoren für die Entzündung des Zahnhalteapparates sind eine schlechte Mundhygiene und dadurch eine Belastung mit Plaque und eine bestimmte Art von Bakterien“, sagt Heydecke. In der Studie wird auch durch Blutentnahmen untersucht, welche Rolle die Vererbung spielt. „Denn etwa 40 Prozent des Krankheitsrisikos sind durch eine genetische Veranlagung bedingt“, sagt Prof. Udo Seedorf.

Erhöhte Blutfette könnten Risikofaktor sein

Er und Dr. Ghazal Aarabi sind die wissenschaftlichen Koordinatoren der Arbeitsgruppe Mundgesundheit in der HCH-Studie. Es gebe auch Stoffwechselstörungen, die als Risikofaktor angesehen werden, wie zum Beispiel Diabetes, sagt Seedorf. Diskutiert wird auch, ob erhöhte Blutfette bei der Entstehung der Parodontitis eine Rolle spielen. Ein erhöhtes LDL-Cholesterin gilt als Risikofaktor für Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Jetzt gibt es Hinweise darauf, dass das auch für Parodontitis zutreffen könnte. „Wenn sich das bewahrheitet, ließe sich das gut mit Statinen behandeln. Das sind Medikamente, die das Cholesterin im Blut senken“, sagt Seedorf.

Die große Hamburger Gesundheitsstudie

Die Studie

In Hamburg hat jetzt eine Studie begonnen, in der Forscher des Universitätsklinikums Eppendorf rund 45.000 Hamburger auf ihre Gesundheit untersuchen. Die Forscher wollen herausfinden, was die Hamburger krank macht.

Die Teilnehmer

Mögliche Teilnehmer werden vom UKE angeschrieben. Wer zusagt, wird zu einer Untersuchung eingeladen, die alle sechs Jahre wiederholt wird.

Die Untersuchungen

Im Zentrum der Studie stehen die Volkskrankheiten Herzinfarkt, Herzschwäche, Vorhofflimmern, Demenz und Schlaganfall. Die Probanden werden im Rahmen der Studie auch auf Mundgesundheit, Diabetes, Haut- und Prostatakrebs, Gefäß- und Lungenleiden sowie Depression getestet.

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Wenn die Ärzte in der Studie bei einem der Teilnehmer eine Parodontitis feststellen, überweisen sie ihn zur weiteren Behandlung an seinen Hauszahnarzt. Denn eine Therapie ist im Rahmen der Studie nicht möglich. Die Behandlung dieser Erkrankung erfolgt auf mehreren Ebenen. „Zunächst ist eine gute Mundhygiene wichtig. Der Patient muss regelmäßig intensiv seine Zähne putzen, sodass Bakterien keine Chance haben, sich festzusetzen“, sagt Heydecke.

Der Studienleiter empfiehlt Zahnreinigung

Damit das gelingt, sollte besonders zu Anfang der Behandlung beim Zahnarzt eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden. „Dabei entfernt der Zahnarzt oder eine Fachkraft für Mundhygiene mit Instrumenten und ultraschallgesteuerten Geräten bakterielle Beläge aus den Zahnfleischtaschen, die sich bei der Entzündung zwischen Zahnfleisch und Zähnen bilden. Wenn das nicht ausreicht, ist manchmal auch eine chirurgische Behandlung mit Entfernung der Zahnfleischtaschen notwendig“, sagt Heydecke. Außerdem könne es nötig sein, zur Bekämpfung der Bakterien Antibiotika einzusetzen.

Eine intensive Mundpflege kann Parodontitis verhindern. „Hilfreich kann dafür eine spezielle Schulung sein, am besten in einer Praxis, die ein fundiertes Prophylaxekonzept anbietet. Zudem sollte man regelmäßig seinen Mund untersuchen und eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen, insbesondere dann, wenn man bereits eine Parodontitis gehabt hat“, empfiehlt Heydecke. Bei der Ernährung sollte man möglichst auf zuckerreiche Lebensmittel verzichten, weil sie das Bakterienwachstum im Mund fördern.